Dem Organisationskomitee dieses grossen Turnfestes, welches vom Samstag 2. bis Montag 4. Juli 1892 zur Austragung gelangte, war natürlich das schwere Brandunglück in Sevelen im selben Jahr bekannt. Nach reiflicher Überlegung wurde jedoch beschlossen, das Fest in Buchs durchzuführen.
OK-Präsident war Johann Schmid. Am 6. Juni jenes Jahres richtete sich das OK im «Werdenberger & Obertoggenburger» unter anderem mit folgenden Worten an das Publikum:
«So strömt herbei, ihr Turnerfreunde, und bezeuget durch zahlreichen Besuch eure Sympathie für die edle Turnkunst! Kommt heran, ihr Turnerfeinde, kommt, seht und hört! – Vergewissert euch von der hehren Bedeutung der Turnerei! – Weg mit den nichtigen Vorurteilen, und – werdet Freunde! Zum ersten Male ist euch Gelegenheit geboten, ein kantonales Fest in unserm Bezirke zu besuchen und zwar ein Fest, das nicht nur Augenweide, sondern auch trefflichen Ohrenschmaus darbietet.»
«Der Festbau steht in einer schönen Gegend mit prächtigem Ausblick auf die üppigen Wiesen und Kornfelder und auf die über grüne Matten hingestreuten, von Baum- und Wäldergruppen umsäumten Weiler und Gehöfte», berichtete der W&O am 25. Juni jenes Jahres und konnte den Gästen damals noch einen idyllischen Flecken in Buchs vermitteln.
Es war heiss an jenen Festtagen. Trotzdem zeigten sich die Mitglieder der Vereine im Freien mit voller Kraft an Reck, Barren und Pferd. Staunend sah sich das Publikum auch die mit grosser Präzision ausgeführten Stab- und Ordnungsübungen an und staunte ob den kühnen Leistungen der Springer.
Die sonntägliche Festrede hielt Pfarrer Michael Rohrer aus Buchs. Ein Zitat daraus: «Und die Sonne kam und ein klarblauer Himmel wölbt sich über dem Festort; das ist nicht unser Verdienst, aber unsere Freude. Sonst sprach man im lieben Schweizerlande vom Zürcher Festwetter; in Zukunft spricht man nur noch vom Buchser Festwetter und der unbekannte Ort wird populär.»
Und später in der Rede, bezugnehmend auf die Turnerdevise der vier F, «Frisch, Frei, Froh, Fromm»: «Diese vier bedeutsamen F in den Dienst des Vaterlandes gestellt, haben Grosses gewirkt und werden es ferner tun. Dem Vaterlande ist die Turnsache geweiht, dem Vaterlande wollen sie dienen und zu diesem Dienste dadurch sich erziehen lassen mit frischer Kraft und starkem Mut.»
Am letzten Tag des Festes formierte sich noch einmal der Umzug mit allen Turnern und wanderte unter Blasmusikklängen bis in die äussersten Gemarkungen des Dorfes und wieder zurück in die Festhütte. Mit einem Ball im Restaurant Rätia fand das gelungene Fest seinen Abschluss.