Von Spätrückkehrern und glücklichen Beobachtungen: Die Vogelwelt im Wonnemonat Mai | W&O

07.06.2022

Von Spätrückkehrern und glücklichen Beobachtungen: Die Vogelwelt im Wonnemonat Mai

Ornithologische Beobachtungen in den Regionen Werdenberg und Fürstentum Liechtenstein.

Von Edith Altenburger
aktualisiert am 28.02.2023
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Das Wohl der Vogelwelt liegt vielen Menschen am Herzen. Mit naturnah gestalteten Gärten und Grünarealen kann man verschiedene Vogelarten unterstützen. Gleichzeitig tut man auch sich selbst etwas Gutes, denn Naturgärten dienen als Wohlfühloasen und ermöglichen spannende Entdeckungen.

Auf hohe Stauden angewiesen

Im Mai macht sich zur Zeit der Baumblüte in den Gärten ein bunter Vogel nützlich, wo er Blattläuse, kleine Fliegen und Käfer vertilgt. Wie sein zweiter deutscher Name Distelfink verrät, ist der Stieglitz in seiner Ernährung auf hohe Stauden angewiesen, auf Gebiete also, die oft abschätzig als Ödland bezeichnet werden. In der ausgeräumten Kulturlandschaft findet er kaum Nahrung. Am Rheindamm ist die Welt noch in Ordnung, es sind ganze Schwärme von Distelfinken zu sehen. Sie fliegen die hohen, dünnen Pflanzenstängel von unten an und klettern an ihnen hoch, bis sich diese unter dem Körpergewicht herabbiegen. So gelangen sie an die Samen. Die gesammelten Samen transportieren sie im Kropf über teilweise grössere Strecken zur Brut. Ihr spitzer Schnabel eignet sich sehr gut, um bei den Karden die Samen rauszuklauben.

Dem Gesang verdankt er seinen Namen

Der Distelfink hat eine auffallende rot-schwarz-weiss-gelbe Musterung. Seinen Namen erhielt der Vogel, weil man ihn im Sommer vor allem auf Disteln beobachten kann, aus denen er mit spitzem Schnabel die Samen klaubt und dabei sicherlich manches Insekt erwischt. Seinem Gesang, einer klingenden Variation des häufigen Flugrufes «tig-litt», verdankt er auch seinen gängigen Namen Stiglitz. Der Stiglitz streift weit umher. Er ist immer dort zu finden, wo gerade Unkräuter Samen tragen.

Priole im Eschnerriet

Das angenehm flötende und jodelnde «düdilüoh» ist im Eschnerriet zu hören. Nur sein Ruf verrät ihn. Kaum ein anderer Vogel hat so leuchtend gelbe Farben und ist gleichzeitig so schwierig zu beobachten wie der Pirol. Wenn man Glück hat, sieht man ihn nur kurz zwischen den Baumkronen fliegen. Der Gesang ist von drei Seiten her zu hören. Werden es dieses Jahr drei Brutpaare sein? Auch Nachtigallen singen um die Wette, sie sind gut versteckt im dichten Gebüsch. Der Gesang erklingt immer aus der Deckung in der oberen Strauch- oder unteren Baumschicht. Er ist ausdauernd, kräftig, laut schallend und weit hörbar. Nachts singen nur unverpaarte Männchen. Ihr Gesang gilt somit vor allem den Weibchen, die auch regelmässig nach Mitternacht die Reviere besuchen. Es herrscht Damenwahl.

Brutzeit auf den Sand- und Kiesbänken hat begonnen

Die Brutzeit der Flussregenpfeifer auf den Sand- und Kiesbänken hat wieder begonnen. Die Sandbänke im Rhein waren die ganze Frühlingszeit sehr gross, doch die Schneeschmelze liess den Rhein stark anstiegen und überschwemmte die angelegten Brutplätze. Nun werden die Flussregenpfeifer ihr Glück ein zweites Mal versuchen. Mit Verspätung sind die ersten Mauersegler hier angekommen. Nun sausen sie wieder dort vorbei, wo sie vor einem Jahr gebrütet haben. Unglaublich, dass sie das Einflugloch nach acht Monaten und vielen tausend Kilometern wieder finden.

Vom Glücksbringer zum Fassadenverschmutzer

Von Mauerseglern gibt es keine Kotspuren und innen höchstens wenig Halme und trockene Insektenrückstände an unzugänglichen Mauernischen oder unter Dachziegeln. Durch Isolierungen sind viele Nistplätze verloren gegangen. Deshalb werden Seglernisthilfen angeboten, die oft, aber nicht immer rasch angenommen werden. Mauersegler stören nicht. Ganz anders ergeht es den Mehlschwalben, die ihr Nest an die Fassade mauern. Aus den einstigen Glücksbringern sind Fassadenverschmutzer geworden, schade! Die Bestände der Mehlschwalbe gehen massiv zurück.