Vor dem Alpsommer: Vorfreude und Skepsis bei den Toggenburger Älplern | W&O

07.04.2022

Vor dem Alpsommer: Vorfreude und Skepsis bei den Toggenburger Älplern

Beim Alpwirtschaftlichen Verein Toggenburg war die Hoffnung auf gutes Wetter, aber auch die Sorge vor der Wolfspräsenz spürbar.

Von Adi Lippuner
aktualisiert am 28.02.2023
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Nach einem Jahr Pause haben sich die Toggenburger Älpler am Dienstagabend in Ennetbühl wieder zu ihrer Jahresversammlung getroffen. Anstelle der üblichen Zusammenkünfte am Nachmittag wurde das Treffen auf die Abendstunden verlegt. Präsident Thomas Bohl, Stein sagte:
Wir mussten uns wegen der Unsicherheiten im Zusammenhang mit Corona entscheiden, die Versammlung erst anfangs April durchzuführen.
In seinem Jahresbericht liess der Präsident die vergangenen zwei Jahre nochmals aufleben.
So einen Alpsommer wie 2020 würden sich viele Älpler und Älplerfamilien wieder wünschen.

2021 geprägt von Wetterkapriolen

Ganz anders dann ein Jahr später, «vom Alpsommer 2021 wird wahrscheinlich noch Generationen später gesprochen werden, bleiben uns doch die Wetterkapriolen in Erinnerung. Da war einmal das Hagelgewitter vom 26. Juli im Gebiet der Churfirsten, welches grossen Schaden anrichtete und das vorhandene Futter vernichtete.» Zudem habe Ende des Hochalpsommers auf den Toggenburger Alpen ein Wolf sein Unwesen getrieben. «Die Situation war Besorgnis erregend und lässt uns auch mit Sorge auf den kommenden Sommer blicken,» so Thomas Bohl.
 Letzte Absprachen vor Versammlungsbeginn zwischen Aktuar Paul Götte Wildhaus (links), und Präsident Thomas Bohl, Stein.
Letzte Absprachen vor Versammlungsbeginn zwischen Aktuar Paul Götte Wildhaus (links), und Präsident Thomas Bohl, Stein.
Nationalrätin Esther Friedli berichtete, auf Einladung des Vorstandes, von ihrer Tätigkeit in Bern. Zum Thema Wolf war zu hören, dass die Revision des Jagdgesetzes laufe, bis zur Vollendung werde es aber ein Jahr dauern. Deshalb gebe es Soforthilfen für den kommenden Alpsommer, wobei 5,7 Millionen Franken für rasch umsetzbare Massnahmen gesprochen wurden.

Die Mittel sollen den Leuten vor Ort dienen

Markus Hobi, Leiter Landwirtschaftliches Zentrum (LZSG) und Präsident der Alpwirtschaftlichen Kommission betonte, dass die rund 500'000 Franken, welche im Kanton St. Gallen zur Verfügung stehen, für den Herdenschutz und wo nötig, auch für die Bezahlung von Hilfspersonal verwendet werden. Die Mittel sollen den Leuten vor Ort dienen. Ganz allgemein herrschte bei den Älplern des Toggenburgs die Meinung, dass der Wolf, gerade im Voralpengebiet mit den fehlenden Rückzugsmöglichkeiten, zu einem grossen Problem werde. Markus Hobi brachte die Stimmung im Toggenburg auf den Punkt:
Wir wollen nicht zu viele Wölfe, dann haben wir auch weniger Probleme.

Weichenstellung durch Korporationspräsidenten

Die Probleme rund um die Besitz- und Eigentumsverhältnisse der Alpgebäude im obersten Toggenburg werden an einer Zusammenkunft der Korporationspräsidenten besprochen. «Dabei sollen mögliche Lösungswege aufgezeigt werden, die Entscheide fällen dann aber die einzelnen Alpkorporationen,» so Markus Hobi. Als weitere Information war von Hansueli Scherrer, Nesslau, zu hören, dass ein Alpenarchiv erstellt werden soll. «Es geht dabei um die digitale Erfassung aller vorhandenen Dokumente, damit diese für die Nachwelt erhalten bleiben.» Um dieses Ziel zu erreichen, seien die Initianten auf die Zusammenarbeit mit den Alpkorporationen angewiesen. Corona hat die Durchführung des Festes zum 50-Jahr-Jubiläum des Alpwirtschaftlichen Vereins Toggenburg verhindert. Deshalb soll kommenden Sommer ein Familienanlass in der Laui bei Unterwasser durchgeführt werden. Traditionsgemäss wurden verdiente Älpler geehrt.