Vor der Wahl am 25. September: Rolf Pfeiffer, Diego Forrer und Daniel Trappitsch zeigen Profil | W&O

16.09.2022

Vor der Wahl am 25. September: Rolf Pfeiffer, Diego Forrer und Daniel Trappitsch zeigen Profil

Der W&O hat den drei Stadtpräsidiumskandidaten acht Fragen gestellt, die mit Weltanschauung und lokaler Positionierung zu tun haben.

Von armando.bianco
aktualisiert am 28.02.2023
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Am 25. September wird der neue Buchser Stadtpräsident gewählt – sofern es nicht zum zweiten Wahlgang kommt, was durchaus denkbar wäre. Dass ein Kandidat für ein öffentliches Amt den Wohn- und Arbeitsort entwickeln will, Kontakt mit Vereinen pflegen oder der Umwelt Sorge tragen möchte, davon geht die Wählerschaft ohnehin aus. Der W&O hat Rolf Pfeiffer, Diego Forrer und Daniel Trappitsch auch Fragen gestellt, die im Wahlkampf in keinem lokalen Zusammenhang stehen. Damit soll das Profil der Kandidaten geschärft werden.

Braucht die Stadt Buchs ein Hochhaus?

Rolf Pfeiffer: Buchs gibt es mit und ohne Hochhaus, und Buchs besteht nicht nur aus Bahnhof und Bahnhofstrasse. Buchs bietet für jede gewünschte Wohnsituation etwas. Klar, im Gegensatz zu der über die letzten Jahre erneuerten und aufgewerteten Bahnhofstrasse hinterlässt deren «Eingang» nicht wirklich einen einladenden Eindruck. Die Stadt kann für die Weiterentwicklung aber nur die nötigen Rahmenbedingungen schaffen. Das Projekt soll der Sache der Investoren bleiben. Diego Forrer: Ja. Das Schweizer Stimmvolk hat im Jahre 2014 der Zersiedelung der Landschaft einen Riegel geschoben. Dies bedingt, dass die Siedlungsentwicklung nach innen zu erfolgen hat, nämlich in Form von verdichteter Bauweise in dafür vorgesehenen Gebieten. Der Bau von Hochhäusern ist eine mögliche Form. Das Areal «Chez Fritz» ist für den Bau eines Hochhauses prädestiniert. Ob das neue Wahrzeichen von Buchs in dieser Dimension nötig ist, sehe ich allerdings kritisch. 20 Meter weniger hätten es auch getan. Daniel Trappitsch: Nein, zumindest nicht im Zentrum der Stadt. Ich bin nicht gegen verdichtetes Bauen. So kann Bauland optimal genutzt werden. Aber dieser Komplex mitten in Buchs erscheint mir unnötig. Die Stadt hat jedoch nicht viel mit diesem privaten Bauprojekt zu tun, ausser den Prüfungen rund um den Zonenplan. Die Kosten müssen die Gesuchsteller tragen. Es sollte aber nochmals über Sinn und Unsinn dieses Projekts diskutiert werden (Ortsbild/Lage/Verkehr). Ist die Bürgerschaft wirklich angehört worden?

Braucht Buchs ein Kulturzentrum?

Rolf Pfeiffer: Wer zahlt es? Man muss nicht nur eins bauen, sondern nachher im Sinne der Wirtschaftlichkeit auch «beleben», was einen ganzen Apparat mit hohem Finanzbedarf voraussetzt. Anstatt Konkurrenz zu bestehenden Angeboten zu schaffen, könnte sich die Stadt mehr dort engagieren, wo Kultur aus der Bevölkerung gewachsen ist. Diego Forrer: Mit dem Fabriggli, der Lokremise und dem Krempel verfügt Buchs über ein vielfältiges Kulturangebot für alle Generationen. Ein Kulturzentrum müsste sich von diesen wertvollen Institutionen abgrenzen und eine regionale, wenn nicht überregionale Strahlkraft haben. Auch stehe ich einer Hauptfinanzierung durch die Stadt Buchs sehr kritisch gegenüber. In anderen Regionen werden solche Kultur- und Kongresszentren durch private Investoren finanziert und betrieben. Wieso nicht auch in Buchs? Daniel Trappitsch: Die Frage kann erst dann beantwortet werden, wenn eine umfassende Bedürfnisabklärung stattgefunden hat. Wären es nur sehr wenige Menschen, die ein solches nutzen würden, dann würde es vermutlich bald einmal an der Stadt liegen, dieses Zentrum zu finanzieren. In Anbetracht des Sparauftrages muss dies gut überlegt sein. Ein solches Zentrum sollte deshalb innerhalb kurzer Zeit selbsttragend sein.

Buchs: Kleine Stadt oder grosses Dorf?

Rolf Pfeiffer: Viele Dörfer, die zusammen eine kleine Stadt bilden. Aber nur dann, wenn die einzelnen Dörfer (Altendorf, Räfis, Burgerau, Stüdtli, Birkenau, Winkel, Heldau, usw.) gestärkt werden. Jedes der ursprünglichen Dörfer und Quartiere hat seinen individuellen Charme und seine eigene Charakteristik. Das derzeit schnelle Wachstum darf nicht auf Kosten der Lebensqualität geschehen. Diego Forrer: Buchs ist für mich Stadt und Dorf zugleich. Durch die bauliche Verdichtung und die spezifische Nutzung erhält das Zentrum von Buchs je länger je mehr städtischen Charakter. In vielen Quartieren bestehen aber weiterhin dörfliche Strukturen. Diese Mischung macht es aus, dass Buchs für Land- und Stadtmenschen viel Lebensqualität bietet. Daniel Trappitsch: Der Übergang vom Dorf zur Stadt ist fliessend und hängt nicht nur mit der Bevölkerungszahl zusammen. In manchem ist Buchs eine kleine Stadt und in manchem ein grosses Dorf. Wenn Buchs den Charme und die Wichtigkeit als regionales Zentrum nicht verstärkt, dann spielt es keine Rolle, ob Dorf oder Stadt. Buchs sollte attraktiver werden; mehr Tagesgäste anlocken, z. B. Kulinarik oder Campingbesucher. Da ist sicherlich Nachholbedarf vorhanden.

Soll Buchs den Treff LGBTQ+ unterstützen?

Rolf Pfeiffer: Persönlich halte ich nichts davon, die eigene sexuelle Orientierung zum Dreh- und Angelpunkt der Selbstdefinition zu machen. Sie ist eine private Angelegenheit, unabhängig davon, wie wir sie ausleben oder auch nicht. Ich setze mich aber gerne mit den entsprechenden Personen zusammen und höre zu, was die Idee der Initiative ist. Die Menschen sollen so leben, wie es sie glücklich macht. Gegenseitige Toleranz ist angesagt. Diego Forrer: Die LGTBQ+ Community ist ein Teil der Gesellschaft und der Stadt Buchs. Solange Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechteridentität diskriminiert werden, ist ein solcher Treffpunkt als Anlaufstelle wichtig. Diese Vereinigung soll meines Erachtens unterstützt und gleichbehandelt werden wie jede andere Vereinigung in der Stadt Buchs auch. Daniel Trappitsch: Grundsätzlich gelten gleiche Rechte für alle Menschen, egal welcher Orientierung, Ausrichtung, Ideologie. Ein solches Projekt dürfte nicht mehr oder weniger unterstützt werden als andere Projekte. Es muss in Anbetracht des Sparauftrages auf eine ausgeglichene Finanzierung geachtet werden. Bei (Projekt-)Finanzierungen sollte unter Umständen eine Art «Wichtigkeit/Dringlichkeit» eingeführt werden.

Was bedeutet Liechtenstein für Buchs?

Rolf Pfeiffer: Buchs und Liechtenstein bilden ein tolles Miteinander. Liechtenstein bedeutet viel für Buchs, aber man sollte nicht unterschätzen, dass Buchs auch wichtig für Liechtenstein ist. Wir sollten also den Dialog und den Austausch durchaus auf Augenhöhe suchen. Und wie unter guten Nachbarn üblich, sollte man darauf schauen, dass es ein Geben und Nehmen bleibt. Diego Forrer: Das Land Liechtenstein ist ein sehr wichtiger Partner für Buchs. Sei dies beim Angebot von hochwertigen Arbeitsplätzen oder als genereller Wirtschaftsmotor für die ganze Region. Durch die Einbettung in der Agglo Werdenberg – Liechtenstein sind auch die funktionalen Räume wichtiger denn je. Auch für den Bildungsstandort Buchs ist Liechtenstein von zentraler Bedeutung. Es wäre deshalb eines meiner Hauptanliegen als Stadtpräsident, die Zusammenarbeit mit den Gemeinden des Fürstentums zu intensivieren. Daniel Trappitsch: Liechtenstein ist für in Buchs ansässige Einwohnerinnen und Einwohner ein wichtiger Arbeitsplatz. Also eine Einnahmequelle. Es darf aber nicht sein, dass Buchs zur «Schlafstelle» mutiert, daher muss das Angebot auch in Buchs so attraktiv sein, dass Buchserinnen und Buchser auch in Buchs arbeiten können und wollen. Win-win-Situation, da so nicht nur grössere Steuereinnahmen möglich sind, sondern auch der Berufsverkehr sinkt und die Umwelt entlastet wird.

Ukraine – Russland: Auf wessen Seite stehen Sie?

Rolf Pfeiffer: Fakt ist, dass Russland unter fadenscheinigen Vorwänden seinen Nachbarstaat und sein Brudervolk angegriffen hat. Leidtragende sind immer zuerst die Kinder und die Bevölkerung. Der Wille und die Kraft, ihre eigene Freiheit gegenüber dem zuerst übermächtig erscheinenden Aggressor zu verteidigen, ehrt die Ukrainerinnen und Ukrainer. Diego Forrer: Der Ukraine-Konflikt ist eine humanitäre Tragödie, welche je länger je mehr auch grosse Auswirkungen auf unser Leben zeigt. Den von Putin angezettelten Angriffskrieg verurteile ich aufs Schärfste. Ich stehe klar auf Seiten der Ukraine, die für ihre Freiheit und Unabhängigkeit kämpft. Es sind die Grundlagen, welche auch für unser Land gelten. Daniel Trappitsch: In einem Krieg gibt es keine Sieger, nur Verlierer. Vor allem in der Zivilbevölkerung. Im Krieg stirbt die Wahrheit als erstes. Warum sollte es bei diesem Ukraine-Russland-Krieg anders sein? Es gibt einige Widersprüche im Verhältnis zur offiziellen Berichterstattung, die auffordern, sich umfassend zu informieren. Dies ist auch bei vielen anderen Themen ratsam. Diesbezüglich ist leider oft Nachholbedarf vorhanden.

Cannabis im staatlichen Verkauf: Der richtige Weg?

Rolf Pfeiffer: Der Staat (und somit wir als Gesellschaft) entscheidet, welche Drogen und Genussmittel wir zum Handel und zum Konsum freigeben und wie sich der Handel und der Konsum ausgestalten. Beides wird ja auch bei Alkohol und Nikotin vom Staat reglementiert. Der Handel und der Verkauf sind aber keine staatlichen Aufgaben. Diego Forrer: Gegen einen kontrollierten Verkauf von Cannabis, jedoch unter klarer Einhaltung des Jugendschutzes, habe ich nichts einzuwenden. Daniel Trappitsch: Cannabis – THC haltige Substanzen – als Medizin ist wirksam, wie Studien beweisen. Ein Arzt kann dem Patienten diese Substanz verordnen. Allerdings haben viele Ärzte Angst, dass sie dadurch Probleme bekommen. Der Bund sollte dies klären. Cannabis zum Rauchen ist ein zweischneidiges Schwert. Es muss auf jeden Fall eine Altersbeschränkung nach unten geben, sollte der Verkauf staatlich reguliert werden. Grundsätzlich haben wir aber wesentlich grössere Probleme mit sogenannt legalen Suchtmitteln.

Was ist Ihr liebster Ort in Buchs?

Rolf Pfeiffer: Auf dem Rhein bei Buchs, man kann die prächtige Kulisse unserer Umgebung beidseits in ihrer einzigartigen Vielfalt bestaunen. Diego Forrer: Der Fussballplatz Rheinau. Als Aktivspieler, Juniorentrainer, Trainer des Fussballcamps Werdenberg oder als Zuschauer habe ich viele schöne Stunden auf der Rheinau erlebt. Daniel Trappitsch: In unserem Garten, in meinem Lehnstuhl. Wir haben das Glück, in Buchs an einer sehr ruhigen Wohnlage zu leben. Das geniessen wir, da der Arbeitsalltag eher hektisch ist. Wenn am nah vorbeifliessenden Kanal nur diese hohen, laub- und schattenwerfenden, auf der falschen Seite gepflanzten Pappeln nicht wären. Gerne wäre ich auch öfters samstags an der Bahnhofstrasse, in einer autofreien Begegnungszone. Derzeit leider nicht möglich. Der «ich-zeig-mich-posing»- Verkehr ist zu präsent.