Die Umweltverantwortungsinitiative, über die am 9. Februar abgestimmt wird, verlangt, dass die Schweiz ihren Ressourcenverbrauch so stark reduziert, dass die planetaren Grenzen eingehalten werden und nicht eine grössere Menge an Schadstoffen produziert werden, als die Erde aushalten kann. Ich kann mir kein einziges vernünftiges Argument gegen diese Initiative vorstellen. Denn niemand kann allen Ernstes wollen, dass wir in der Gegenwart so viele Ressourcen verbrauchen, dass für zukünftige Generationen nichts mehr übrig bleibt, und so viele Schadstoffe produzieren, dass immer grössere Teile der Erde unbewohnbar werden.
Trotzdem sprechen sich nur 35 Prozent der Bevölkerung für eine Annahme der Initiative aus. Dies lässt sich wohl nur damit erklären, dass die Mehrheit der Menschen offensichtlich keine Kunst so gut beherrscht wie die Kunst des Verdrängens. Man wüsste es zwar, aber man will es nicht wahrhaben. Man sieht es, aber man verschliesst die Augen – wie ein Kind, das meint, es sei unsichtbar, wenn es sich die Hände vor die Augen hält.
Die FDP bezeichnet in ihrer Kampagne gegen die Umweltverantwortungsinitiative diese sogar als «Verarmungsinitiative» und malt den Teufel an die Wand, indem vier Eier, die jetzt noch vier Franken kosten, nach einer Annahme der Initiative 13 Franken kosten würden. Was für ein kurzsichtiges Denken. Die Realität ist vielmehr, dass es, wenn wir mit der Verschleuderung der natürlichen Ressourcen so blind weitermachen wie bisher, schon bald vielleicht überhaupt keine Eier mehr geben wird. Es wird auch behauptet, die Schweiz könne alleine eh nichts bewirken.
Doch gerade die Schweiz könnte dank ihrer finanziellen, diplomatischen, wissenschaftlichen und technologischen Ressourcen zusammen mit anderen Ländern neue Konzepte einer nachhaltigen globalen Wirtschaftsordnung ausarbeiten, damit für alle Menschen auf diesem Planeten auch noch in 100 oder 200 Jahren die notwendigen Lebensgrundlagen vorhanden sind. Denn, wie Friedrich Dürrenmatt einmal sagte: «Was alle angeht, können nur alle lösen.»
Peter Sutter, Wiedenstrasse 32, 9470 Buchs