Weiter Weg zum Fussball-Profi: Der Schweizer Meister übt sich in Geduld | W&O

04.06.2022

Weiter Weg zum Fussball-Profi: Der Schweizer Meister übt sich in Geduld

Der Gamser Justin Seifert hat sein erstes Jahr beim FC Vaduz II erfolgreich abgeschlossen. Vor allem taktisch ging es einen Schritt vorwärts.

Von robert.kucera
aktualisiert am 28.02.2023
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Buchs, St. Gallen Süd, Südostschweiz und seit einem Jahr Vaduz – so die Stationen des Mittelfeldspielers Justin Seifert. Für den 18-jährigen Gamser ist das Rheinpark Stadion zwar nicht die zweite Heimat, «das wäre ein bisschen übertrieben», äussert er sich dazu. Doch er hat sich in der zweiten Mannschaft des FC Vaduz, die als U23-Team in der 2. Liga spielt, etabliert und wird auch nächste Saison für die Liechtensteiner spielen. Seifert sagt:
Ich fühle mich sehr wohl hier und freue mich, dass ich noch eine Saison bleiben darf.
Für Seifert stellt der FCV das ideale Karrieresprungbrett dar.
 Justin Seifert fühlt sich sehr wohl beim FC Vaduz und freut sich darüber, dass er ein weiteres Jahr mit der zweiten Mannschaft auf Punktejagd gehen darf.
Justin Seifert fühlt sich sehr wohl beim FC Vaduz und freut sich darüber, dass er ein weiteres Jahr mit der zweiten Mannschaft auf Punktejagd gehen darf.
Bild: Robert Kucera
Das Wissen, in der Vereinshierarchie einen Profiverein der Challenge League über sich zu haben, motiviert ihn: «Es ist ein Ansporn, noch besser zu werden, noch mehr zu wollen und noch mehr zu erreichen.»

Stellungsspiel hat sich stark verbessert

In der zweiten Mannschaft des FC Vaduz hat er diese Saison Bekanntschaft mit Erwachsenenfussball gemacht. «Der Vorteil unseres jungen Teams ist, dass wir voll im Saft sind. Wir sind meist schneller und wendiger», schildert er die gemachten Eindrücke der Saison 2021/22, welche Vaduz auf Platz drei und nur knapp neben einem Aufstiegsplatz beendet hat. «Doch den Nachteil haben wir auch oft erlebt.» Damit spricht Seifert die Erfahrung der Gegenspieler an und sagt: «Sie können uns gut lesen. Sie wissen, was wir vorhaben , bevor wir es machen.» In solchen Fällen werden dann die Räume geschlossen, es gibt kein Durchkommen. Insgesamt war das erste Vaduzer Jahr für Seifert ein erfolgreiches. «Ich bin mit vielem zufrieden.» Sogleich hebt er den Mahnfinger und sagt:
Aber man muss immer selbstkritisch bleiben, um besser zu werden.
Einen Riesenschritt nach vorne, so Seifert, habe er im taktischen und fussballerischen Bereich gemacht. In diesem Zusammenhang nennt der Gamser sein Stellungsspiel, das sich stark verbessert hat. Ihm gelingt es mehr und mehr, das geforderte Spielsystem abzurufen.
 Die linke Mittelfeldseite ist sein Revier: Hier läuft Justin Seifert, wie er ausführt, rauf und wieder runter.
Die linke Mittelfeldseite ist sein Revier: Hier läuft Justin Seifert, wie er ausführt, rauf und wieder runter.
Bild: Robert Kucera
Ohne viel überlegen zu müssen, handelt Seifert auf dem Platz nun instinktiv. Verbessern will sich Seifert noch betreffend Spielübersicht «und ruhiger am Ball sein». Auf dem Weg zum kompletten Fussball lässt sich der 18-Jährige im übrigen nicht stressen. Justin Seifert erläutert:
Im Leben bin ich eigentlich sehr ungeduldig. Doch ich habe es mir über die Jahre hinweg im Sport angeeignet. Denn zum Weiterkommen braucht es Geduld. Wer keine Geduld hat, wird es auch nicht schaffen.

Spitzenspiel im Stade de Suisse gewonnen

Was er schliesslich zu erreichen gedenkt, darüber schweigt er sich aus. Respektive steht dies nicht im Fokus. Für ihn zählt nur der nächste Schritt. Was heisst: beim FC Vaduz weiter fleissig dazulernen und sich vereinsintern für höhere Aufgaben empfehlen. «Mein Ziel ist es, so weit oben wie möglich zu spielen. Es wäre schön, wenn es in Vaduz für die erste Mannschaft reicht. In der zweithöchsten Liga der Schweiz zu spielen wäre ein Leistungsausweis.»
 Justin Seifert geniesst es, im Rheinpark Stadion zu spielen. In einem Stadion zu spielen befriedigt ihn als Fussballer mehr, als auf einem gewöhnlichen Fussballplatz zu kicken.
Justin Seifert geniesst es, im Rheinpark Stadion zu spielen. In einem Stadion zu spielen befriedigt ihn als Fussballer mehr, als auf einem gewöhnlichen Fussballplatz zu kicken.
Bild: Robert Kucera
Zu was er imstande ist, hat Justin Seifert vor Jahresfrist gezeigt. Mit dem Team Südostschweiz wurde er auf Stufe U18 Schweizer Meister. Man liess die grossen Teams aus Bern, Basel, Zürich oder St. Gallen hinter sich. Ein spezielles Erlebnis war das entscheidende Spitzenspiel gegen Freiburg. Dieses fand im Stade de Suisse in Bern statt. «Wir haben 2:0 gewonnen», erinnert sich Seifert. Auf den U18-Titelgewinn angesprochen meint er:
Mein bestes Erlebnis, mein grösster Erfolg meiner bisherigen Fussballkarriere.

Schule und Fussball unter einen Hut bringen

Dass es im Sportlerleben nicht nur bergauf geht, hat Seifert in dieser Saison gemerkt. Da er im letzten Lehrjahr ist, steht er im schulischen Bereich ebenso unter Druck wie auf dem Fussballplatz. Er spricht über eine schwere Zeit, die er jüngst hatte. «Lehre und Fussball hängen halt zusammen. Wenn es an einem Ort nicht läuft, dann läuft das andere auch nicht.» Doch er kämpfte weiter, bis die Krise ausgestanden war.
Es zeichnet mich schon aus, dass ich ein Beisser bin.
Justin Seifert ist froh, dass er bislang Schule und Fussball stets gut gemeistert hat. Vor der Lehre hat er drei Jahre lang die Sportschule Bad Ragaz besucht. Ab diesen Sommer gibt es nur noch Fussball. «Ich bin sehr gespannt, wie es sein wird.»
 Bislang hat es Justin Seifert sehr gut gemeistert, Schule und Fussball unter einen Hut zu bringen. Er ist schon sehr gespannt darauf, wie es fussballerisch läuft, wenn er sich nur noch auf den Sport konzentrieren darf.
Bislang hat es Justin Seifert sehr gut gemeistert, Schule und Fussball unter einen Hut zu bringen. Er ist schon sehr gespannt darauf, wie es fussballerisch läuft, wenn er sich nur noch auf den Sport konzentrieren darf.
Bild: Robert Kucera
Dass sich der Erfolg nicht von allein einstellt, weiss Seifert. Auf dem Platz erwartet ihn harte Arbeit und ihm ist bewusst:
Im Fussball braucht es sehr viel Glück. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.
Doch bei allem Ehrgeiz will der Gamser vor allem eines: «Spass haben. Denn das ist das Wichtigste im Fussball.» Wie viel Spass er an seinem Sport hat, schildert er wie folgt: «Ich merke es, wenn wir mal zwei Wochen Ferien haben. Ich weiss bald mal nichts anzufangen mit der Zeit, mir wird langweilig.» Spätestens nach einer Woche muss Seifert wieder den Ball am Fuss haben, um sich wohl zu fühlen.