Eine ganze Reihe Interessierte fand kürzlich den Weg in den «ParkRaum» am Stochenbüel, um Näheres über die RibelLine zu erfahren. Organisiert wurde dieser Anlass von den Autorinnen und Autoren des Hochwaldlabors, eines Liechtensteiner Vereins für Kunst und Philosophie: Gertrud Kohli und Heinz P. Nitzsche aus Liechtenstein sowie René Düsel und Gert Gschwendtner aus der Schweiz.
Die RibelLine ist eine Nachfolgerin der RibelPipeline. Dieses Projekt wurde anlässlich des Jubiläums «100 Jahre Zollvertrag Schweiz-Liechtenstein» über eine Visualisierung erarbeitet und befasst sich mit der kulturellen Bedeutung dieses Jubiläums.
Wie sich Liechtenstein veränderte
Gert Gschwendtner führte in den Abend ein. Er zeigte auf, dass der Zollvertrag in der herkömmlichen Kultur Liechtensteins eine Zäsur darstellte. Ein zentrales Problem wurde vor 100 Jahren die Mühsal in der Landwirtschaft und die gesellschaftliche Kluft zur Fabrikarbeit. Die Erträge aus Industrie und Landwirtschaft sowie Viehhandel konnten den lebensnotwendigen Bedarf nicht decken. Da wurde der Geldhandel zu einem wesentlichen Beitrag ans Bruttosozialprodukt. Damit drang spekulatives Denken in vorher selbstverständlich produktives Denken ein. Der Lebenswunsch war neu das Dazugehören zu den Besitzhabenden, auch auf Kosten der Finanzen anderer Länder. Eine ehrliche Landwirtschaft sollte zu einer gesünderen und produktiveren Kultur leiten.
Kurzfilm als Gedankenanstoss
Anschliessend wurde ein eigens für diesen Anlass produziertes Video «RibelLine» vorgeführt. Dieses verdeutlichte den Weg vom Lebensmittel Mais in die Weltwirtschaft über einen Datentransfer.
Hans Oppliger, Kantonsrat aus Frümsen und Ribelpionier, erklärte den Anwesenden die Bedeutung, die der Ribelmais in unserer Gegend hat.
Als Oppliger in den 1990er-Jahren im Rheintal als Berater am Landwirtschaftlichen Zentrum Rheinhof arbeitete, begann er zusammen mit einem Kollegen die Ackerbauern zu ermuntern, den Ribelmais auch hier wieder anzubauen. 1997 wurden erste Anbauversuche für den Anbau im heutigen Umfeld gestartet. Der Ribelmais ist bei den hiesigen Rahmenbedingungen (feuchter Boden, warmes Klima) im Gegensatz zu Weizen sehr pilzresistent. Zudem ist die Sorte Rheintaler Ribelmais kältetoleranter als andere Sorten und ideal, weil er glutenfrei und in der Küche vielseitig verwendbar ist.
1998 wurde der Verein Rheintaler Ribelmais gegründet. Ziel des Vereins ist es, zur Wertschöpfung in der Region beizutragen, wertvolle Genressourcen für die Zukunft zu erhalten und die Nachhaltigkeit zu fördern. Mitte 2000 wurde der Ribelmais als traditionelles Rheintaler Produkt AOP-geschützt und -zertifiziert (AOP bedeutet so viel wie geschützte Ursprungsbezeichnung).
Weltweit gibt es Tausende verschiedener Maissorten. 80 Ribelmaistypen sind in drei Genbanken bei minus 30 Grad gelagert. Dadurch bleiben sie keimfähig und die Vielfalt kann erhalten bleiben.
Vermehrbares Saatgut
Es existieren zwei Typen Mais. Bei Hybridsorten, die für die Futtermaisproduktion verwendet werden, muss das Saatgut jährlich neu von den Saatgutfirmen gekauft werden. Demgegenüber produziert jede Ribelmais-Pflanze fortpflanzungsfähiges Saatgut, welches erneut für die Produktion von Speisemais angebaut werden kann.
In einer lebendigen Pause entstanden intensive Diskussionen zum «Türgga», wie man den Ribelmais in unserer Gegend nennt, und weiteren angesprochenen Themen.
Ein abschliessender Film von Dr. Walter Matt, «Zollvertrag Schweiz-Liechtenstein», zeigte sehr viele dokumentarische Beiträge zur Geschichte des Zollvertrages.