Wendehalsprojekt besichtigt: Lebensraum für einen aussergewöhnlichen Specht | W&O

03.05.2022

Wendehalsprojekt besichtigt: Lebensraum für einen aussergewöhnlichen Specht

Birdlife St. Gallen besichtigte anlässlich ihrer Delegiertenversammlung Naturförderungsprojekte in Wartau.

Von Katharina Rutz
aktualisiert am 28.02.2023
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Der OV Wartau hat für den Kantonalverband Birdlife St.Gallen die Delegiertenversammlung organisiert. Rund 50 Delegierten und Gäste, darunter Regierungsrat Beat Tinner, nahmen an den Exkursionen am Morgen und der DV am Nachmittag im Restaurant Heuwiese teil. Katrin Szacsvay vom OV Wartau begrüsste die Teilnehmer in Plattis und informierte über die beiden Exkursionen. Eine Gruppe besichtigte das Amphibienumsiedlungsprojekt beim Tankgraben und den Bürgerwingert. Die andere erfuhr etwas über das Flussregenpfeiferprojekt am Rhein. Beide Gruppen besichtigten zudem Lebensräume, wo der Wendehals wieder erfolgreich brütet.

Der OV Wartau nimmt am Projekt teil

Im Jahr 2014 trommelte der Sarganser Umweltingenieur Hannes Schuhmacher Interessierte für ein Wendehalsprojekt zusammen. Der Wendehals gehört zu den Spechten, seine Lebensweise aber ist für Spechte in mancherlei Hinsicht nicht typisch. So ist er zwar ein Höhlenbrüter, zimmert sich seine Höhle aber nicht selber. Deshalb nimmt er auch Brutkästen an. Hier setzte Hannes Schuhmacher mit seinem Projekt als erstes an. 2015 verteilte er und sein Team in den Gebieten des Birdlife Sarganserland, des OV Wartau und des OV Balzers rund 150 Nistkästen. Bereits ein Jahr später nisteten die ersten Wendehälse darin.

Jährlich mehrere Bruten

Es gab schon zuvor Wendehalsbruten im Raum Werdenberg-Sarganserland, jedoch wurden diese nicht regelmässig festgestellt. Seit dem Wendehalsprojekt konnten jährlich mehrere Bruten dokumentiert werden. Als nächster Schritt soll nun der Lebensraum für den Wendehals mit grösseren und kleineren Strukturen wie Asthaufen und Hecken verbessert werden.
 Eine bedrohte Vogelart: Der Flussregenpfeifer brütet auf den Kiesbänken des Rheins.
Eine bedrohte Vogelart: Der Flussregenpfeifer brütet auf den Kiesbänken des Rheins.
Der Wendehals frisst Ameisen, die er vor allem auf unbewachsenen Bodenflächen findet. Heimisch ist er beispielsweise gerne in Streuobstwiesen oder Rebbergen. «Wir erhoffen uns, dass dies auch anderen Arten wie beispielsweise dem Wiesel, dem Gartenrotschwanz, dem Neuntöter, dem Wiedehopf und der Schlingnatter hilft», so Hannes Schuhmacher am Anlass am vergangenen Wochenende.

Nussbäume helfen dem Wendehals

Im Wartau profitiert der Wendehals von den neuen Nussbaumplantagen, die dort von innovativen Landwirten seit rund 15 Jahren angepflanzt werden. Einer davon ist Heinz Müller aus Weite, welcher die Delegierten von Plattis zur Heuwiese durch die halb offenen Wälder und verschiedenen Kulturlandschaften führte. Der Wendehals liess sich zwar nicht blicken, aber sein Ruf war zu hören. Für Heinz Müller hat die Schaffung der Wahlnussbaumplantagen einen direkten Zusammenhang mit dem vermehrten Auftauchen des Wendehals in der Gemeinde. Dies obwohl das Landwirtschaftsland um die Plantagen teilweise intensiv genutzt wird. Was der Wendehals aber unter den jungen Nussbäumen findet, ist unbewachsenen Boden, der dort von den Landwirten frei gehalten wird. „So dass die Bäume weniger Konkurrenz haben“, erklärt Heinz Müller. Finden die Wendehälse in der Nähe zu ihren Futterstellen ausserdem geeignete Bruthöhlen, lässt er sich offensichtlich gerne nieder.

Ein neuer Präsident wird gesucht

Die Delegiertenversammlung am Nachmittag bot ebenfalls Gelegenheit, die Gemeinde Wartau zu entdecken. Die Redner Regierungsrat Beat Tinner, Gemeindepräsident Andreas Bernold und der Umweltnaturwissenschafter Urs Weber zeichneten ein umfassendes Bild. Bei den Traktanden der DV herrschte Einstimmigkeit. Der Vorstand von Birdlife St. Gallen unter dem Präsidium von Jerry Holenstein erhielt den Auftrag, noch verstärkter in der Mitgliederwerbung und Neugründung von Sektionen aktiv zu werden. Die Vorstandsmitglieder wurden alle wiedergewählt, wobei der Präsident deutlich machte, dass dies seine letzte Amtsdauer werde. Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger wird gesucht.