Werdenberger Armeeprodium: Ein Gürtel der Instabilität überzieht die Welt | W&O

10.11.2022

Werdenberger Armeeprodium: Ein Gürtel der Instabilität überzieht die Welt

Divisionär Willy Brülisauer gab Einblick in die aktuelle Bedrohungslage und die Aufgaben der Armee.

Von Adi Lippuner
aktualisiert am 28.02.2023
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Das Werdenberger Armeepodium, organisiert von der Offiziersgesellschaft Werdenberg und den bürgerlichen Parteien FDP und SVP, vermochte viele Leute zu mobilisieren. Bereits eine Viertelstunde vor offiziellem Beginn am Mittwochabend war der Saal im «Buchserhof» bis auf den letzten Platz gefüllt. Dank rasch herbeigeschaffter Tische und Stühle fanden alle Interessierten eine Sitzgelegenheit.

«Die Zeit ist unberechenbar.»

FDP-Kantonsrat Thomas Toldo, Sevelen, zeigte sich bei der Begrüssung erfreut über den Grossaufmarsch.
Auf der ganzen Welt gibt es Konflikte, die Zeit ist unberechenbar und deshalb ist es sicher interessant, heute Abend aus erster Hand zu erfahren, wie sich die aktuelle Bedrohungslage für die Schweiz darstellt.
Sven Büchel, Präsident der Offiziersgesellschaft Werdenberg (OGW), stellte den Werdegang des Referenten vor und Roman Rauper, SVP Ortsparteipräsident, Gams, führte durch die Fragerunde.

Aktuell 28 Kriege und Konflikte

Der Kommandant der Territorialdivision 4 (Ter Div 4), Divisionär Willy Brülisauer, gab Einblick in die Aufgaben des ihm unterstellen Kampfverbands. Mit rund 7000 Personen ist er für sieben Kantone in der Ostschweiz zuständig. Ein Blick über die Grenze zeige, dass die Welt instabiler und unberechenbarer geworden sei. Der Referent sagte:
Wir haben aktuell weltweit 28 Kriege und Konflikte, für uns am meisten sicht- und spürbar ist der Krieg in der Ukraine. Allerdings müssen wir uns klar sein, dass es einen grossen Gürtel der Instabilität gibt.
Insbesondere die drohenden Hungersnöte – teilweise als direkte Folge der fehlenden Getreideausfuhr aus der Ukraine – verursache einen hohen Migrationsdruck auf Europa und da­- mit auch auf die Schweiz. Das Ziel von Russland sei es, Europa mit Flüchtlingen zu überschwemmen. Auch der Einfluss des Irans dürfe nicht ausser Acht gelassen werden, Stichwort Waffen- und Drohnenlieferungen an Russland.

Ukraine auf den Westen angewiesen

Mit dem Einmarsch von Russland am 24. Februar in die Ukraine, getarnt als Übung, habe sich die Situation sozusagen vor Europas Haustür verändert. Die klare Aussage:
Das Land kann sich aber nur dank Waffenlieferungen aus dem Westen halten.
Eigentlich sei die Annexion der Krim im Jahr 2014 der Testlauf für Russland ge­wesen. «Damals hat das gut geklappt und das Gleiche sollte nun auch in der Ukraine realisiert werden.» Es stelle sich die Frage, weshalb Russland bis heute nur alte Panzer einsetze.

Bezweckt Russland eine andere Strategie?

«Eine schlüssige Antwort habe ich nicht,» so der Divisionär. «Entweder sind die neuen, modernen Panzer nicht so funktionsfähig, wie die Generäle es darstellen, oder Russland bezweckt eine andere Strategie.» Fest stehe, dass Putin die ukrainische Bevölkerung mit den Angriffen auf die Infrastruktur mürbe machen wolle.
Kommt dazu, es gibt auf beiden Seiten pro Tag rund 100 Tote und 500 Verletzte, da ist es eine Frage der Zeit, bis der Ukraine die Kämpfer ausgehen werden.
Nachwuchssorgen in der Schweizer Armee Buchs Mit der Strategie Armee 2030+ sei die Schweiz auf dem richtigen Weg, wobei hohe Investitionen getätigt, aber auch die personellen Probleme gelöst werden müssen. «Heute können sich junge, gesunde Männer für den Zivildienst entscheiden und diese fehlen in der Armee,» so Willy Brülisauer. In der Fragerunde ging es um die Attrakti­vität der Armee, die Ideen zur vermehrten Rekrutierung, aber auch um die vom Bund definierten operativen Fähigkeiten zur Verteidigung des Landes. (adi)