Seit bald zwölf Jahren lädt das Berufs- und Weiterbildungszentrum Buchs Sargans BZBS zu Feierabendveranstaltungen ein, an denen aktuelle Themen im Bereich der Bildung, besonders in der Berufsbildung, diskutiert werden. Rund 70 Gäste durfte Peter Keller-Giger, Leiter Grundbildung und Prorektor am BZBS, diese Tage im Rahmen des 25. Anlasses begrüssen, bei dem es um Extremismus unter Jugendlichen ging.
Das Referat startete mit der Grundsatzfrage, was Extremismus überhaupt ist. «Zwar können sich alle etwas darunter vorstellen, doch eine einheitliche Definition gibt es nicht», erklärte Psychologin Sarah Frick. Extremismus sei vielmehr ein Sammelbegriff für jegliche Bestrebungen, die den demokratischen Verfassungsstaat und seine fundamentalen Werte, seine Normen und Regeln ablehnen.
Die Verlockung einfacher Lösungen
Genauso uneinheitlich wie die Definition sind die Arten von Extremismus. Grundsätzlich teilen sie sich in vier Kategorien ein: Rechtsextremismus, Linksextremismus, Islamismus und die Reichsbürgerszene. Es gebe aber Gemeinsamkeiten. «Alle Arten bieten eine einfache Lösung für ein komplexes Problem», sagte Frick. Jugendliche seien für diese simple Weltanschauung besonders empfänglich. Vielen fehle es an kritischer Reflexion, wobei die meisten sich in der Identitätsfindung befänden und ein Bedürfnis nach Orientierung und Zugehörigkeit hätten.
Diese Entwicklungsphase sei ein gefundenes Fressen für extremistische Gruppierungen, und die sozialen Medien hätten sich zur optimalen Plattform entwickelt. «Früher war es für Extremisten viel schwieriger, ihre Ideologien einem breiten Publikum auszuspielen», erklärte Frick. Traditionelle Medien hätten beispielsweise nicht einfach ungefiltert Inhalte publiziert. Frick betont:
Dank den sozialen Medien ist es für extremistische Gruppierungen einfacher denn je, ihre Propaganda uneingeschränkt zu verbreiten.
Komme dazu, dass die sozialen Medien über das Handy ein permanenter und wichtiger Begleiter im Leben eines Jugendlichen sind.
Jugendarbeit und Schulsozialarbeit gefordert
«Erfährt die Jugendarbeit oder die Schulsozialarbeit von einem Jugendlichen, der Gefahr läuft, sich zu radikalisieren, ist es wichtig, ihm offen und auf Augenhöhe zu begegnen», begann Schulsozialarbeiter Herbert Wilscher von der Fachgruppe Extremismus Liechtenstein seinen Teil des Referats. Es spielten viele Risiko- und Schutzfaktoren zusammen, wenn sich ein Jugendlicher radikalisiere. Eine schlechte soziale Einbettung oder ein geringer Bildungsstand spielten etwa eine Rolle. «Der Rückhalt in der Familie und verlässliche Freundschaften sind als Schutz vor einer Radikalisierung bei Jugendlichen nicht zu unterschätzen», erklärte Wilscher.
Auch gebe es Anzeichen, die auf den Konsum von extremistischem Gedankengut schliessen lassen. Dazu gehöre im Schulkontext etwa die Verweigerung an der Teilnahme am Schwimmunterricht, das Verweigern, einer Frau die Hand zu geben, oder das Tragen spezifischer Symbole. «Solche Anzeichen bestätigen aber noch nicht zwingend eine Radikalisierung», hielt Wilscher fest. «Es empfiehlt sich in solchen Fällen aber, mit dem Jugendlichen das Gespräch zu suchen.»
Prävention als Mittel gegen Radikalisierung
Damit eine Radikalisierung gar nicht erst stattfinde, sei es wichtig, Hilfsangebote anzunehmen, Beratungsstellen aufzusuchen und präventiv dagegenzuwirken. Dazu gehöre das Einordnen der extremistischen Ideen durch Vertrauenspersonen und das Erlernen von Medienkompetenzen – die eben auch die sozialen Medien abdecken.
Die Veranstaltung endete mit einer rege genutzten Fragerunde und einem gemütlichen Feierabendapéro zum Austausch und Networking.