Sein grösstes Rennen fand an zwei Tagen statt. Im olympischen Riesenslalom am 9. und 10. Februar 1976 in Innsbruck verewigte Ernst Good seinen Namen in den Annalen des Schweizer Sports. Es war das steilste und längste Titelrennen, das je stattfand. Die Siegerzeit von Heini Hemmi betrug fast dreieinhalb Minuten. 2023 holte Marco Odermatt WM-Gold in 2:34,08 Minuten.
Good sagt im Rückblick: «Die Bedingungen waren so schwierig, dass viele nicht damit zugange kamen. Das war auch unser Glück.» Nach halbem Pensum führte der Südtiroler Gustav Thöni, der Olympiasieger von 1972. Good war Zweiter und erinnert sich:
Für Thöni wurden schon Siegerplakate gedruckt und Siegesfeiern vorbereitet.
Und hielt 24 Stunden später den zweiten Rang – unter dem Applaus zahlreicher Anhänger aus dem Sarganserland, die sich aufgrund der guten Ausgangslage Goods auf den Weg an die Olympischen Spiele gemacht hatten.
Thöni fiel aus den Medaillenrängen, hinter Good holte der Seriensieger Ingemar Stenmark noch Bronze. Bis 1980 zählten olympische Rennen auch als Weltmeisterschaften.
Die Parallelen zu Bernhard Russi
Ernst Good ist ein paar Monate jünger als Bernhard Russi. An Nachwuchsrennen begegneten sie sich oft. «Ich war in jüngeren Jahren sicher ein so guter Abfahrer wie Russi», sagt Good. Aber nach zwei Beinbrüchen ging der Sarganserländer das Risiko auf den Hochgeschwindigkeitspisten nicht mehr ein.
Ehe Good im Riesenslalom richtig gut wurde, folgten zwei weitere Beinbrüche. «Das war schon mühsam, aber es verheilte alles immer gut.» Er stand im Weltcup einige Male auf dem Podest, ein Sieg aber blieb Good versagt. «Das wurmt mich schon. Ich war einige Male nah dran.»

Bereits zwei Jahre nach dem Gewinn der olympischen Silbermedaille folgte der Rücktritt. In einer verbandsinternen WM-Qualifikation unterlag Good bei einem FIS-Rennen Christian Hemmi. «Für die WM wäre ich parat gewesen. Vorher leider nicht.» 1978 verabschiedete sich auch Russi vom Skirennsport.
Kein Krafttraining und völlig ausgelaugt
Es war nicht nur die Enttäuschung ob der verpassten WM-Qualifikation, die Good im Alter von 28 Jahren bewog, seine Karriere zu beenden. Er sagt:
Ich war körperlich völlig ausgelaugt. Früher wurde ganz anders trainiert als heute. Wir waren nicht solche Kraftprotze. Und Krafttraining gab es gar keines.
So richtig gefeiert wurde das Olympiasilber erst nach der Saison 1975/76. «Wir mussten ja noch an die Weltcups in die USA und nach Japan.» Im Frühling wurde in Flums ein Festzelt aufgestellt, die Fans kamen in Scharen.
Der Rennfahrer wird in der Heimat Wirt
1978 – unmittelbar nach seinem Rücktritt – übernahm Ernst Good in Flumserberg den Alpenblick, den er bis vor einigen Jahren selber führte. Viel zu verdienen gab es zu seinen Zeiten nicht im Sport. Für das Olympiasilber erhielt er immerhin 15’000 Franken.

Good ist immer noch begeistert vom Skisport. Er verpasst am Fernsehgerät kein Rennen der aktuellen WM und hält fest:
So weit wie möglich schaue ich auch alle Weltcups.
Er setzt sich überdies für den Nachwuchs in der Region ein und amtet zudem als Torrichter. «Ich bin zum Glück immer noch fit», sagt er. Im Winter steht Good vier bis fünf Mal pro Woche auf den Ski. Zudem führt er eine Ü55-Gruppe des Skiclubs Flumserberg.
Der vorletzte St. Galler WM-Medaillengewinner
Es ist mittlerweile 49 Jahre her, seit Good Silber gewann. Aber seither hat mit Karl Alpiger erst ein St. Galler männlichen Geschlechts weiteres WM-Edelmetall geholt. «Da merkt man, dass man älter wird», sagt Good.
«Wir hatten in der Region schon einige Talente, sogar Junioren-Weltmeister. Aber nur gut Skifahren allein reicht nicht. Du musst auch ein Rennfahrertyp sein, der am Tag X zu hundert Prozent bereit ist.»