Wirtschaft Buchs befürchtet Umsatzeinbussen durch autofreie Samstage | W&O

29.12.2021

Wirtschaft Buchs befürchtet Umsatzeinbussen durch autofreie Samstage

Seit einem Monat sammelt die Interessengemeinschaft (IG) «Buchser Samstig» Unterschriften für ihre Petition. Die Gruppe Handel von Wirtschaft Buchs lehnt diese ab.

Von Thomas Schwizer
aktualisiert am 28.02.2023
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Die IG strebt autofreie Samstage in den Sommermonaten und damit eine Belebung der Bahnhofstrasse an. Der örtliche Handel ist mit deutlicher Mehrheit gegen dieses Ansinnen, wie eine Umfrage zeigt. Er führt ins Feld, dass Zahlen einen Rückgang des Umsatzes durch eine Fussgängerzone belegen würden. Die IG ist überzeugt: Zusätzliche Veranstaltungen auf der autofreien Buchser Einkaufsmeile würden dem Handel einen Mehrumsatz bringen. Eine deutliche Mehrheit der Mitglieder der Gruppe Handel von Wirtschaft Buchs, in der Ladenbetreiber und Gastwirte vertreten sind, sehen dies diametral anders: Sie sagen deutliche Minderumsätze und damit eine wirtschaftliche Schwächung voraus.

Mehrheit des Handels will weniger Sperrungen

Nach der Lancierung der Petition durch die IG wurden die Mitglieder der Gruppe Handel durch Wirtschaft Buchs, den örtlichen Gewerbe- und Industrieverein, online zum Thema befragt. Das Resultat war deutlich, wie Präsident Rolf Pfeiffer im Gespräch mit dem W&O sagt. Rund zwei Drittel der Antwortenden ist grundsätzlich gegen zusätzliche autofreie Samstage. Mehr als drei Viertel sind überzeugt, dass diese für den Handel keine Mehrumsätze bringen würden. Im Gegenteil: Mehr als die Hälfte der Handelsbetriebe wünscht sich sogar weniger Sperrungen der Bahnhofstrasse für den Verkehr als heute. Ein paar Händler sind zumindest bereit, mit der IG über ihre Idee zu diskutieren. Der Vorstand von Wirtschaft Buchs lädt deshalb die IG ein, an einem runden Tisch die jeweiligen Positionen zu klären, Argumente vorzubringen und allfällige Gemeinsamkeiten auszuloten.

Es geht um viele Arbeitsplätze

«Es geht um die Existenz der Ladengeschäfte im Zentrum und damit um viele Arbeitsplätze.» Das sagt der Präsident von Wirtschaft Buchs, Rolf Pfeiffer, im Gespräch mit dem W&O über die aktuelle Petition der IG «Buchser Samstig». Diese will mit weiteren autofreien Samstagen an der Bahnhofstrasse Buchs in den Sommermonaten zusätzliche Veranstaltungen jeder Art ermöglichen.
 Würde man die Autos an weiteren Samstagen von der Buchser Bahnhofstrasse verbannen, ist der Handel im Zentrum von sinkenden Umsätzen überzeugt.
Würde man die Autos an weiteren Samstagen von der Buchser Bahnhofstrasse verbannen, ist der Handel im Zentrum von sinkenden Umsätzen überzeugt.
Bild: Armando Bianco

«Sehen und gesehen werden ist wichtig»

Die deutliche Mehrheit der Befragten wiederholt ihre Argumente, die sie seit Jahren gegen eine autofreie Bahnhofstrasse ins Feld führt. Ein gewisser Autoverkehr sei für das «Sehen und Gesehen werden» erwünscht und wichtig. Ein gewisses «Grundrauschen», zu dem auch der Verkehr beiträgt, gehöre zum Zentrum. Die Einführung der Begegnungszone mit Tempo 20 und Vorrang für Fussgänger habe sich inzwischen positiv auf die Situation für die Kundschaft und Flaneure ausgewirkt. Zudem würden so die umliegenden Quartiere weniger belastet und die Parkflächen und Tiefgaragen könnten optimal genutzt werden. Rolf Pfeiffer betont:
Der Verkehr ist für die Einkaufszentren überlebenswichtig. Beispiele dafür gibt es in der Region zur Genüge.
In den Sommermonaten ist die Strasse im Zentrum bereits an sechs bis sieben Samstagen autofrei. Rolf Pfeiffer nennt als Beispiele Buchs + Sound, Buchs4Kids, Harleytreffen, Buchserfest oder Frühlingsmarkt. Die Mehrheit der Gruppe Handel habe nichts gegen diese Anlässe. Klar sei aber, dass sie sich wirtschaftlich nicht auszahlen. Die Erfahrung zeige: Veranstaltungen im Buchser Zentrum wirken sich sogar negativ auf die Umsätze der kleinen und grossen Geschäfte aus.

Ein Verweis auf Studien

Auch Studien hätten bestätigt, dass reine Fussgängerzonen ertragsmindernd seien. Wenn die Strasse auch für kleinere Veranstaltungen wie Konzerte oder Vereinsauftritte gesperrt würde, wie es die IG wolle, dann bleibe der grösste Teil der Strassenfläche leer und die Bahnhofstrasse wirke wie ausgestorben. «Halbherzige Anlässe» würden bezüglich Qualität, Niveau und Attraktivität nicht zu den Buchser Handelsgeschäften passen, stellt Pfeiffer fest. Grosse Bedenken hat er auch zur Finanzierung weiterer Veranstaltungen, für welche Wirtschaft Buchs keine Mittel habe. Gewerbe und Handel würden für eine Weiterentwicklung des Buchser Zentrums einstehen, betont er. Er spricht die Steigerung der Attraktivität bestehender Anlässe an. Um das Einkaufserlebnis attraktiver zu machen, sei auch die Beteiligung von mehr Geschäften am längeren Abendverkauf anzustreben, was auch Marketing Buchs vehement unterstützt. In diesem Rahmen seien Auftritte von Vereinen, zum Beispiel Konzerte von Musikgesellschaften, umsetzbar. Dafür brauche es aber keine Sperrung der Bahnhofstrasse. Einladung an die IG für Gespräche Der Präsident von Wirtschaft Buchs macht der IG ein Gesprächsangebot. «Auch unser Anspruch ist: Wir wollen das Buchser Zentrum voranbringen.» Er lädt deren Vertreter ein, sich bei ihm zu melden. Rolf Pfeiffer appelliert:
Setzen wir uns doch an einen Tisch, bringen wir unsere jeweiligen Argumente vor, hören wir einander zu und diskutieren wir miteinander.

Das Minimalziel bereits übertroffen

Online hat die IG «Buchser Samstig» innert knapp einem Monat knapp 386 Unterschriften für die Petition erhalten, welche während der Sommermonate an Samstagen eine autofreie Bahnhofstrasse fordert. Hinzu kommen bis am 19. Dezember 366 Unterschriften, welche die IG-Mitglieder «auf Papier» gesammelt haben, wie Michael Eberli von der IG auf Anfrage sagt. Das Ziel, das die IG auf ihrer Homepage www.buchser-samstig.ch mit 500 Unterschriften angibt, wird also mit 752 Unterschriften bereits deutlich übertroffen. Die Unterschriftensammlung für die Petition wird trotzdem wie geplant bis am 23. Februar 2022 weitergeführt. «Je mehr Unterschriften desto grösser die Wirkung der Petition»: so lautet die Devise.