Im Rahmen des Artenförderungsprojekts Turmfalke und Schleiereule im St.Galler Rheintal beringte Dominic Frei vom Verein Pro Riet Rheintal am vergangenen Donnerstagabend fünf junge Schleiereulen.
«Es handelt sich bereits um die dritte Brut in Folge in diesem Nistkasten», freut sich Köbi Ritz vom Eichhof in Balgach.
Tatsächlich ist dieser Nistkasten sehr beliebt, zuvor haben jeweils Turmfalken darin gebrütet. Glücklicherweise hat es an einem weiteren Gebäude des Hofs eine zweite Nistmöglichkeit und so brütet das Turmfalkenpaar, seit der Ankunft der Schleiereule, weiterhin erfolgreich. «Letzte Woche konnte ich hier fünf etwa drei Wochen alte und gesunde Turmfalkennestlinge beringen», erzählt Dominic Frei.
In guten Mäusejahren brüten Schleiereulen zweimal
Im Gegensatz zu den Turmfalkenbruten sind Bruten von Schleiereulen im St. Galler Rheintal nach wie vor selten und somit immer etwas Besonderes. Dominic Frei:
Diese Schleiereulenbrut ist die einzige uns bekannte zwischen Sargans und Altenrhein in der laufenden Saison.
Schleiereulenbruten können von Jahr zu Jahr stark schwanken und sind abhängig vom Mäuseangebot. In guten Mäusejahren kompensiert die Schleiereule vorangegangene Ausfälle mit einer zweiten Brut.
Beringung für Wissenschaft und Naturschutz
Beim Beringen wird ein nummerierter Aluminiumring um den Lauf des Vogels gelegt. So sind die Vögel individuell gekennzeichnet. Wird ein beringter Vogel oder ein Ring später wiedergefunden, lassen sich beispielsweise Rückschlüsse auf das Wanderverhalten, den Bruterfolg oder die Überlebensrate ziehen.
Zudem werden für jeden Schleiereulennestling Grösse und Gewicht ermittelt. Anhand des Gefieders wird das Alter der Jungeulen bestimmt. Die Schleiereule legt ihre Eier im Abstand von etwa zwei Tagen. Diese werden ab dem ersten gelegten Ei bebrütet. Die Bebrütung für jedes Ei dauert rund 33 Tage und so sind Altersdifferenzen bei den Jungeulen von bis zu zwei Wochen keine Seltenheit. Rund 60 Tage nach dem Schlüpfen sind die Jungeulen schliesslich flügge.
Lautlos durch die Nacht
Eulen haben verschiedene Anpassungen an die Jagd im Dunkeln entwickelt. Sie orten ihre Beute vor allem über das Gehör. Zu diesem Zweck haben Eulen einen Gesichtsschleier, welcher jegliche Geräusche wie ein Parabolspiegel direkt in die beiden Ohröffnungen leitet.
Um die Geräusche der Beutetiere auch während des Flugs wahrnehmen zu können und damit sie die Beutetiere nicht hören, ist der Flug von Eulen lautlos. Dies gelingt durch spezielle Anpassungen am Federkleid. Zum einen haben sie ein sehr weiches Gefieder, welches eine pelzige oder wattige Oberfläche aufweist und zum anderen haben sie eine kammartige Zähnelung der äussersten Handschwinge. Letzteres bewirkt, dass sie beim Flügelschlag keine Geräusche verursachen.
400 Nistkästen von Altenrhein bis Sargans
Das Artenförderungsprojekt Turmfalke und Schleiereule von Pro Riet startete 2006 und wurde in Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Sempach und interessierten Landwirten umgesetzt. Mittlerweile umfasst das Projekt – zwischen Altenrhein und Sargans – eine Fläche von 240 Quadratkilometern. In dieser stehen über 400 Nistkästen zur Verfügung.
Ein weiteres Ziel des Projekts ist die ökologische Aufwertung von Lebensräumen im Kulturland. Das Artenförderungsprojekt wird von der Vogelwarte Sempach und dem Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St.Gallen finanziell unterstützt.