Wohnmobil-Leidenschaft: Vom Quartierverein zum Landesverband | W&O

Sevelen 06.04.2024

Wohnmobil-Leidenschaft: Vom Quartierverein zum Landesverband

Der in Sevelen wohnhafte Ex-Radprofi Rolf Järmann sattelte erfolgreich von zwei auf vier Rädern um.

Von PD
aktualisiert am 06.04.2024
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Während Corona waren die Campingplätze geschlossen, Reisen wegen den sozialen Kontakten so gut wie verboten. Herumreisen mit dem Wohnmobil war zwar möglich, nur an den nötigen Stellplätzen für die Übernachtung fehlte es generell und in der Schweiz ganz speziell.

Der in Sevelen wohnhafte Ex-Radprofi Rolf Järmann scharte 2020 eine Handvoll gleich gesinnter Wohnmobilisten um sich, um gemeinsam einen Verein zu gründen, der sich für mehr Stellplätze in der Schweiz einsetzt.

300 neue Stellplätze sind entstanden

Als Zielvorgabe wurden zehn neue Stellplätze und 200 Mitglieder angestrebt. Jetzt, vier Jahre später, ist aus dem Verein Wohnmobilland Schweiz ein Verband mit 3300 Mitgliedern geworden.

Rolf Järmann in der Offensive: Hier 1999 während der Tour de Romandie, heute wenn es darum geht, den Wohnmobilisten eine Stimme zu geben und für mehr Stellplätze zu sorgen.
Rolf Järmann in der Offensive: Hier 1999 während der Tour de Romandie, heute wenn es darum geht, den Wohnmobilisten eine Stimme zu geben und für mehr Stellplätze zu sorgen.
Fabrice Coffrini/Key

Und anstatt bescheidene zehn Stellplätze sind seither 300 neue entstanden. Wohnmobilland Schweiz ist heute ein anerkannter Partner für Kantone, Gemeinde, Organisationen und Private, wenn es um die Anliegen von Wohnmobilistinnen und Wohnmobilisten in der Schweiz geht.

«Wer uns das am Anfang vorausgesagt hätte, den hätten wir als verrückt erklärt», meint der Ex-Arboner, der heute in Sevelen lebt, im Gespräch. Ergänzend dazu hält Järmann aber auch fest:

Allerdings hätten wir auch nie gedacht, dass auf uns so viel Arbeit zukommt und wir so viele Probleme lösen müssen! Wer weiss, ob wir dann überhaupt begonnen hätten.

Und Arbeit gibt es noch viel, bis der Wohnmobiltourismus eine anerkannte Urlaubsform ist. Dies fängt bei der Strassenverkehrsordnung an, die kein Signal für Wohnmobile kennt und endet in Tourismusregionen, die immer noch im Glauben verhaftet sind, diese Ferienform bringe der Region nichts.

Nur in den grösseren Städten bleibt Erfolg aus

Während Corona und dem Gastro-Lockdown wurde dann kurzerhand die weitherum beachteten Wohnmobil-Dinner entwickelt, wo man im eigenen Wohnmobil isst, das Essen aber vom Restaurant in Porzellangeschirr geliefert wurde. «Da haben die Wohnmobilisten nachweislich einige Restaurants vor dem Konkurs gerettet, was uns viel Goodwill entgegenbrachte», erklärt der jetzige Geschäftsführer Järmann und ergänzt:

Auch konnten wir schon viele kleinere Ortschaften überzeugen, einen Stellplatz einzurichten. Diese Dörfer und das umliegende Gewerbe profitieren von den neuen Touristen.

Nur bei den grösseren Städten blieben die Erfolge bisher aus. Weder Bern noch Zürich, Basel oder Genf haben Wohnmobilstellplätze.

Bei der Gründung hätte keines der heutigen Vorstandsmitglieder je gedacht, dass der kleine Verein Kantone berät und es gelang, dass sich sogar der Bundesrat in einer Anfrage mit Wohnmobiltourismus auseinandersetzen musste.

Wohnmobil-Idylle: Rolf Järmann mit Ehefrau Anita
Wohnmobil-Idylle: Rolf Järmann mit Ehefrau Anita
Ralph Ribi

Freiwillige Helfende von Wohnmobilland Schweiz beraten ehrenamtlich jährlich 400 Stellplätze. Das Mitgliederprogramm enthält Weiterbildungen und Austauschseminare für Reisen und verschiedene thematische Treffen.

Neues Ziel: Mitgliederzahl vergrössern

«Unser neues Ziel ist nun ambitiöser. Wir wollen zehn Prozent der Wohnmobilisten als Mitglieder gewinnen, damit unsere Kraft grösser und unsere Anliegen noch besser gehört werden», sagt der ehemalige Radprofi, der von zwei auf vier Räder umgestiegen ist. Mit einem Augenzwinkern sagt er:

Ohne diese spontane Idee während Corona würde ich noch immer im Büro vor dem Computer sitzen und viele Wohnmobiltouristen könnten nur ins Ausland vereisen, weil es in der Schweiz diese Möglichkeit nur sehr eingeschränkt gab. Corona hatte mindestens für Wohnmobiltouristen etwas Gutes.