An der Hauptversammlung des Alpwirtschaftlichen Vereins Toggenburg vom Dienstagabend in der «Krone» Ennetbühl wurden verschiedene Themen angesprochen. Im Jahresbericht ging Präsident Thomas Bohl aus Stein auf die Probleme mit den Wölfen ein. «Grosse Schäden wurden in unserer Region nicht angerichtet, doch die Angst und die angespannte Lage war den ganzen Sommer über spürbar», blickte er auf den vergangenen Alpsommer zurück.
Abschüsse sollten leichter angeordnet werden können
Nicht begeistert ist Bohl, dass im Kanton St. Gallen nur wenige Tiere erlegt wurden. «Unsere Wildhut steht da auf der Bremse, nicht wie im Kanton Wallis, wo fast alle zusammen ein Ziel hatten.» Aus seiner Sicht sollte der Bund im kommenden Alpsommer den Abschuss vereinfachen. Bohl ist überzeugt:
Abschüsse würden den Wolf abschrecken und liessen die Älpler aufatmen.
Vonseiten des Kantons war von Christoph Högger (er ist Abteilungsleiter Direktzahlungen beim Landwirtschaftsamt) zu diesem Thema zu hören: «Es besteht die Möglichkeit zur vorzeitigen Abalpung aufgrund von Grossraubtieren, ohne Reduktion der Sömmerungsbeiträge. Bei Gefährdung der Nutztiere kann der Kanton auf Gesuch hin eine vorzeitige Abalpung bewilligen», so sein Hinweis. Wichtig zu wissen sei: Das Gesuch müsse zuerst gestellt werden, der Kanton handle umgehend, die Abalpung dürfe aber erst nach Erteilung der Bewilligung erfolgen.
Einer der anwesenden Älpler meint im persönlichen Gespräch:
Die ganzen gesetzlichen Vorgaben und Verbesserungen sind ja schön und gut, doch wir auf den Alpen sind die Leidtragenden.
Mehrere Jahrzehnte auf den Alpen im Einsatz
Bei der traditionellen Ehrung langjähriger Älplerinnen und Älpler wurde klar, welch hohen Stellenwert die Alpwirtschaft im Toggenburg hat. Die Geehrten:
- Hansueli Scherrer, 45 Jahre Wideralp, davon 35 Jahre Alpmeister und Kassier, zehn Jahre Präsident
- Hansueli Bösch, 44 Jahre Kassier der Alpkorporation Stigenrain-Hädern
- Thomas Bischof, 40 Jahre Älpler Oberstock Chnü, zwölf Jahre in der Geschäftsprüfungskommission und Initiant der variablen Alpfahrt
- Margrith Scherrer, insgesamt 31 Jahre Alpdienst auf verschiedenen Alpen, seit neun Jahren Engelschwand, Libingen
- Pirmin Koller, 28 Jahre Aktuar der Alpkorporation Stigenrain-Hädern
- Ruth und René Gantenbein, 20 Jahre Älpler auf der Alp Selun Bleien
- Marc Hasler, 17 Jahre Hirt auf der Alp Wimpfel, Mogelsberg.
Ein Blick auf die Sömmerungsbeiträge zeigte, dass im Kanton St. Gallen jährlich zwölf Millionen Franken ausbezahlt werden können. Bei den Direktzahlungen für das laufende Jahr verwies Christoph Högger auf die Möglichkeit zum Mulchen zur Weidepflege.
Fredy Louis, seit einem Jahr Präsident der Alpwirtschaftlichen Kommission des St. Galler Bauernverbands, gab Einblick in das vorgesehene, gemeinsame Inkassosystem des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbands (SAV). Die Beteiligung sei freiwillig, «doch wir benötigen finanzielle Mittel, um uns den bevorstehenden Herausforderungen stellen zu können, die mit verschiedenen Initiativen auf uns zukommen».
Ein Archiv für Dokumente zu Toggenburger Alpen
Vor zwei Jahren stellte der inzwischen verstorbene Hansueli Scherrer, Nesslau, die Idee eines Toggenburger Alpenarchivs vor. Nun wird im Rahmen eines Pilotprojekts geklärt, ob Bedarf für ein solches Archiv besteht, wie Mario Gähwiler und Manuel Quinter von der Bazenheider Firma Eberle AG in einem Kurzreferat betonten. Es gehe darum, einerseits zu erfahren, ob sich Alpkorporationen dafür interessieren, andererseits aber auch um die Finanzierung zu klären.