Wolf riss fünf Ziegen auf der Alp Naus - inzwischen wird die Herde durch einen Zaun geschützt | W&O

12.07.2022

Wolf riss fünf Ziegen auf der Alp Naus - inzwischen wird die Herde durch einen Zaun geschützt

Nach dem Nutztierriss vom 30. Juni wurde einen Tag später sowie am 11. Juli auf Grabser Boden ein Wolf gesichtet.

Von heini.schwendener
aktualisiert am 28.02.2023
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Seit etwa zwei Jahren halten sich gemäss Dominik Thiel, Leiter Amt für Natur Jagd und Fischerei des Kantons St. Gallen, ein bis zwei Wölfe im Raum Werdenberg auf. Am 30. Juni kam es auf der Alp Naus, auf Boden der Gemeinde Grabs, zu einem Wolfsriss. Fünf Ziegen einer Herde, die aus mehreren Dutzend Tieren besteht, fielen dem Raubtier zum Opfer. Die toten Ziegen wurden untersucht. Aufgrund des Rissbildes war schnell klar, dass ein Wolf die Nutztiere getötet hatte. Laut Dominik Thiel werden die DNA-Proben untersucht, das Resultat stehe noch aus. Damit könnte beispielsweise das Geschlecht des Wolfes bestimmt werden. Einen Tag nach dem Riss auf der Alp Naus wurde im Tischenrietwald in Grabs ein Wolf gesichtet, und vorgestern Mon-tag, 11. Juli, konnte der für das Rheintal und das Werdenberg zuständige Wildhüter Sepp Koller einen Wolfsrüden in der Nideri in Grabs fotografieren.

Die Ziegenherde war nicht geschützt

Die vom Wolf Ende Juni angegriffene Ziegenherde auf der Alp Naus war nicht geschützt, weder durch einen Zaun noch durch Herdenschutzhunde. Im Dorf Grabs, wo übrigens von drei toten Ziegen und zudem von ei­nem angegriffenen Rind die Rede war, hiess es, die Ziegen seien nach dem Wolfsriss von der Alp abgezogen worden. Doch nichts davon ist rich­tig: Fünf  Ziegen wurden getötet und von einem angegriffenen Rind sei nichts bestätigt, erklärt Sven Baumgartner von der Anlaufstelle für Herdenschutz am Landwirtschaftlichen Zentrum SG in Salez. Ausserdem weidet die Ziegenherde noch immer auf Alp Naus. Sven Baumgartner sagt dazu:
Die Älpler haben die Beratung angenommen, die Tiere zusammengetrieben und sie eingezäunt. Sie haben die Empfehlungen sofort umgesetzt. Seither ist nichts mehr passiert.
Es komme aber auch vor, dass Tierhalter beratungsresistent gegenüber Herdenschutzmassnahmen seien.

Werdenberger Alpen wurden per SMS gewarnt

Am gleichen Tag, als der Wolfsriss auf der Alp Naus passierte, wurden alle Werdenberger Alpen per SMS vor dem Wolf gewarnt. Für die getöteten Ziegen erhalten die Tierhalter eine Entschädigung und auch die in­zwischen getroffenen Herdenschutzmassnahmen werden finanziell unterstützt – allerdings nur für den materiellen Aufwand, nicht jedoch für die vielen Arbeitsstunden, die dafür in unwegsamem Gelände in den Alpen geleistet wurden und werden, wenn die Zäune verschoben werden müssen.

Meldungen werden überprüft

Im Kanton St. Gallen könnten inzwischen jederzeit und in allen Gebieten Wölfe auftauchen, heisst auf der Homepage des Kantons. Wenn Menschen Wolfssichtungen beim Wildhüter melden, versucht er, diese Angaben zu verifizieren, einerseits durch gezielte Befragungen zur Sichtung, andererseits aber auch durch einen Augenschein vor Ort. Dabei finden die Fachleute manchmal Kotspuren der Wildtiere. Eine verifizierte Sichtung wird in einer Liste eingetragen und auf der Homepage publiziert (vgl. Kasten). Seit 17. April wurden 26 Nutz- und Wildtiere gerissen Wer auf der Homepage des Kantons (www.sg.ch) das Suchwort Wolfsnachweise eingibt, landet bei einer Tabelle, die alle Wolfsnachweise (Sichtungen oder Kotspuren) sowie alle Wolfsrisse von Nutztieren und Wildtieren seit dem 17. April dieses Jahres auflistet. Darin aufgeführt sind auch notgetötete Tiere aufgrund von Wolfsrissen. Diese Zusammenstellung enthält nur verifizierte Daten und keine Gerüchte. Seit Mitte April dieses Jahres gab es im Kanton St. Gallen zehn Risse, bei denen insgesamt 26 Nutz- und Wildtiere durch Wölfe getötet wurden. Im W&O-Gebiet sind folgende Risse bestätigt: 27.  April, Ratzemoos, Wildhaus-Alt St. Johann, ein Rothirsch; 8. Mai, Risiwald, Grabs, ein Rothirsch; 30. Juni, Alp Naus, Grabs, fünf Ziegen. In elf Fällen kam es zur Sichtung von Wölfen, im W&O-Ge­biet im Risiwald in Grabs (18. Mai), im oberen Gamperfinboden in Grabs (1. Juni), im Tischenrietwald in Grabs (1. Juli). Registriert sind ausserdem fünf Kotspuren von Wölfen in Bad Ragaz (25. Mai), in Grabs am 8. Juni im Gebiet Galfer, in Wattwil (9. Juni) und in Pfäfers (23. Juni und 7. Juli). Vermutliche Nutztierrisse durch Wölfe müssen umgehend dem zuständigen Wildhüter gemeldet werden. (she)