Wir werden die ganze Fasnacht zusammen unterwegs sein.
Das verkündeten die Näblschränzer Buchs und die Junggugga Gams kürzlich in einem gemeinsamen Post in den Sozialen Medien. «Wir sind sehr optimistisch und freuen uns riesig auf die Fasnacht.»
Schon seit Jahren bestehe zwischen den beiden Vereinen eine Freundschaft und der Gedanke einer Zusammenarbeit sei schon länger diskutiert worden, sagt Näblschränzer-Präsidentin Jenni Ettisberger gegenüber dem W&O. «Jetzt scheint die Zeit reif zu sein und wir freuen uns sehr darauf.»
Immer weniger Vereinsmitglieder
Der Hauptgrund für die Zusammenarbeit ist der Mitgliederschwund in beiden Guggenmusiken – sie zählen zusammen noch 20 Mitglieder. Zum Teil haben langjährige Mitglieder durch Familienplanung oder aus anderen Gründen den Rücktritt gegeben, erklärt Jenni Ettisberger.
Da dieses Problem bei allen Vereinen in etwa gleich ausschaut, haben wir uns gedacht: Warum quälen, wenn wir zusammen mehr bewirken können?
Neue Mitglieder sind in den vergangenen Jahren nur sehr wenige beigetreten. «Dass das Durchschnittsalter in unseren Vereinen immer höher wird, macht es umso schwieriger, junge Neumitglieder zum Beitritt zu motivieren», ist Jenni Ettisberger überzeugt. «Wir haben das Gefühl, damit kämpfen sehr viele Vereine», sagt auch Simon Hardegger, Präsident der Junggugga Gams.
Die Mitglieder der Guggenmusik Näblschränzer Buchs und der Junggugga Gams beim gemeinsamen Probewochenende. Bilder: PD
Die Näblschränzer-Präsidentin fügt an:
Ich denke nicht, dass es an der Guggenmusik selber liegt, sondern dass generell die Bereitschaft abnimmt, in Vereinen mitzuwirken.
Ein Verein bedeute immer auch Arbeit und Einsatzbereitschaft. Hierzu seien viele junge Menschen nicht unbedingt bereit. «Sie geniessen die Fasnacht lieber von aussen.»
Viele würden aber auch denken, dass sie bereits ein Instrument spielen können müssen, um in der Guggenmusik mitzumachen. «Dies ist aber definitiv nicht der Fall, wir haben noch jedem das Spielen beigebracht», sagt Simon Hardegger.
Die Mitglieder der Guggenmusik Näblschränzer Buchs und der Junggugga Gams beim gemeinsamen Probewochenende.Bilder: PD
Die neue Zusammenarbeit verlangt Offenheit
Die Präsidentin und der Präsident sehen in der Zusammenarbeit nur Vorteile: «So können wir weiterhin bestehen, lernen auch mal andere Vereinsstrukturen kennen und können voneinander lernen», sind sie sich einig. Die vereinseigenen Strukturen seien gleichzeitig die grösste Herausforderung.
Man hat über die Jahre den Verein und die Menschen mit ihren Eigenheiten und Vorlieben kennen und lieben gelernt. Die neue Situation verlangt von jedem Mitglied eine gewisse Offenheit, Sachen auch anders anzugehen. Aber es ist auch spannend zu sehen, wie man zusammen Neues schaffen und bewirken kann.
Alleine zu bestehen wäre nicht mehr möglich gewesen
Der Gedanke eines Zusammenschlusses mit einer anderen Guggenmusik stand bei den Näblschränzern schon länger im Raum, «und hat vor ein paar Jahren noch zu vielen Diskussionen geführt», so Ettisberger.
Die Situation, vor allem nun auch nach der Coronakrise, habe sich soweit zugespitzt, dass ein Bestehen für die Näblschränzer alleine nicht mehr möglich gewesen wäre. Daher habe der Vorschlag für einen Zusammenschluss in dieser Saison nicht zu grösseren Diskussionen geführt. «Wir sind der Junggugga sehr dankbar, dass sie mit diesem Vorschlag auf uns zugekommen ist», so die Präsidentin.
Auch der Junggugga war bewusst, dass die Fasnacht in der aktuellen Konstellation schwierig wird. Daher gab es auch dort nicht allzu viele Diskussionen.
Die Junggugga und die Näblschränzer zählen zusammen noch 20 Mitglieder.
Näblschränzer schlüpfen in Junggugga-Kostüme
Für die gemeinsame Saison der Junggugga und der Näblschränzer wurden aus beiden musikalischen Repertoirs jeweils drei Lieder übernommen. «Wir haben einen coolen neuen Rhythmus ausgearbeitet und versuchen uns, wenn es die Zeit zulässt, noch an einem neuen Lied. Unsere Fans dürfen sich auf ein Hammer-Programm freuen», verspricht Jenni Ettisberger.
Doch was wäre eine Guggenmusik ohne die ausgefallenen und einheitlichen Kostüme? Auch dafür hat man in Buchs und Gams eine Lösung gefunden: Die Näblschränzer haben sich bereit erklärt, dass sie Kostüm und Motto der Junggugga übernehmen, da zum einen die Kostüme vorhanden sind und zum anderen das Gesamtbild schöner aussieht.
«Überglücklich, wieder Fasnacht feiern zu dürfen»
Kürzlich begaben sich die Musikantinnen und Musikanten nach Flumserberg für ein gemeinsames Probeweekend. Ansonsten wird wöchentlich im Probelokal der Junggugga geübt und bei Bedarf zusätzlich in Registern. Die Näblschränzer haben ihr Probelokal aufgegeben, da es finanziell und auch für das Üben keinen Sinn mehr gemacht hat.
Der Tourenplan für die Fasnacht 2023 steht bereits zum grossen Teil. «Es kommen aber immer wieder neue Anfragen dazu, die unsere Tourenplanerin prüft», heisst es gegenüber dem W&O. «Wir werden auf jeden Fall auch in der Region unterwegs sein.» Am 14. Januar 2023 findet zudem die Junggugga Night in Gams statt.
Die Näblschränzer und die Junggugga treten am 11.11. erstmals zusammen auf.
Die ersten Auftritte zum Fasnachtsstart am 11. November stehen kurz bevor. Jenni Ettisberger sagt dazu:
Die letzten zwei Jahre waren sehr turbulent, wir mussten auf vieles verzichten und auch die Fasnacht war nicht das Gleiche.
«Darum sind wir aktuell einfach überglücklich, dass wir endlich wieder Fasnacht feiern dürfen. Und natürlich sind wir auch gespannt, wie die Leute auf unsere Zusammenarbeit reagieren. Bis anhin ist das Feedback sehr positiv.»
Zum Fasnachtsstart am Freitag, 11. November, spielen die Näblschränzer und die Junggugga um 11.11 Uhr im Rathauspärkli in Buchs und um 19.19 Uhr auf dem Löwenplatz in Gams.