Zwei Talente wollen es wissen: Grabserberger Power im Sägemehl | W&O

26.05.2022

Zwei Talente wollen es wissen: Grabserberger Power im Sägemehl

Die Nachwuchsschwinger Johannes Eggenberger und Daniel Gasenzer sind mehr als nur Teamkollegen beim Schwingklub Mittelrheintal.

Von robert.kucera
aktualisiert am 28.02.2023
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Sie wohnen in der gleichen Gemeinde, haben den gleichen Jahrgang, gehen in die gleiche Klasse, beide sind Bauernkinder, geniessen gemeinsam die Freizeit in der Natur und üben im selben Verein ihren Sport aus. So gesehen kann man bei Johannes Eggenberger und Daniel Gasenzer durchaus von schwingerischen Zwillingen sprechen. Zumal sie durch ihre älteren Brüder zum Schwingen gefunden haben und die Eltern beider Nachwuchskräfte sie mit Fahrdiensten zu den Trainings unterstützen. Letzteres ist für Gasenzer ganz wichtig:
Wenn sie nicht wären, wären wir auch nicht so gut.
Von der Postur her besteht dann allerdings keine Verwechslungsgefahr. Eggenberger ist um einiges grösser als Gasenzer, obwohl der mittlerweile 13-Jährige nur ein halbes Jahr älter ist. Die Grösse ist jene Eigenschaft Eggenbergers, welche Gasenzer gerne hätte. Umgekehrt ist es die Ausdauer.

Beide profitieren viel von den Qualitäten des anderen

Im Kampf um den Sieg im Sägemehl legen die Grabserberger unterschiedliche Vorzüge in die Waagschale. Eggenberger ist stark und weiss seine Kräfte gut einzusetzen. Gasenzer ist dagegen der gewiefte Techniker.
 Johannes Eggenberger (links) und Daniel Gasenzer bezeichnen sich als gute Kollegen. An einem Schwingfest unterstützen sie sich gegenseitig.
Johannes Eggenberger (links) und Daniel Gasenzer bezeichnen sich als gute Kollegen. An einem Schwingfest unterstützen sie sich gegenseitig.
Bild: Robert Kucera
Dass Masse im Schwingen nicht gleich Klasse ist, erklärt Eggenberger wie folgt:
Ich kenne keinen Schwinger, der so gut Angriffe abwehrt und unangenehm zäh ist wie Daniel.
Wie beide betonen, profitieren sie viel von den Stärken des anderen. «Johannes ist brutal gut für mich. Er ist grösser als ich und ein guter Schwinger. Das hilft mir, weil ich an den Festen gegen grössere Schwinger antrete», sagt Gasenzer. Eggenberger andererseits kann sich im Training bestens auf Gegner vorbereiten, welche Angriffe gut abwehren können und zu kontern verstehen. Doch wer ist nun der Bessere? Die prompte Antwort von beiden: «Es ist ausgeglichen.»

Seltenes Zusammentreffen an einem Schwingfest

Im Training gewinnt mal der eine, mal der andere. An den Schwingfesten dieses Jahres gibt es dagegen keine statistischen Wert zu vermelden. «Es wäre schon mal interessant», sagt Eggenberger mit einem Schmunzeln. Denn den einzigen Vergleich im Jahr 2018 gewann er. «Daniel war damals ein Nervenbündel», erinnert er sich an den Schlussgang des Wiler Buebeschwinget.
 2018 war für Johannes Eggenberger das erfolgreichste Schwingerjahr. An jene Saison will er wieder anknüpfen.
2018 war für Johannes Eggenberger das erfolgreichste Schwingerjahr. An jene Saison will er wieder anknüpfen.
Bild: Robert Kucerae
Damals trafen zwei Welten aufeinander: Eggenberger gewann in jenem Jahr gleich sieben Feste – seine erfolgreichste Saison. Und Gasenzer sagt noch heute: «Im Schlussgang oder auch schon im 5. Gang bin ich immer aufgeregt, ich kann mich nicht so gut beherrschen wie Johannes.» Dass er auch anders kann, bewies er am 7. Mai am Rheintal-Oberländer Buebeschwinget in Trübbach mit seinem Sieg, den er als bislang grössten Erfolg bezeichnet.

Eggenberger und Gasenzer: Feinde und Freundschaft

Doch damit sollen die Erfolgsmeldungen noch lange nicht abgeschlossen sein. Am Samstag kämpfen Johannes Eggenberger und Daniel Gasenzer am St. Galler Kantonalen Nachwuchsschwingfest in Wil. Das eigene Kantonale ist jeweils ein Höhepunkt.
 Daniel Gasenzer wird gegen Ende eines Fests nervös und vergibt so häufig noch bessere Platzierungen.
Daniel Gasenzer wird gegen Ende eines Fests nervös und vergibt so häufig noch bessere Platzierungen.
Bild: Robert Kucera
Doch das Highlight der Saison findet am 6. August in Wilchingen statt. Denn nun ist auch der Jahrgang 2009 für das Nordostschweizer Nachwuchsschwingfest zugelassen. Beide wollen für Furore sorgen. «Immer voll bei der Sache» Remo Meier, Leiter Jungschwingen beim Schwingklub Mittelrheintal, äussert sich begeistert zu den Grabserbergern Johannes Eggenberger und Daniel Gasenzer: «Sie sind sehr ehrgeizig, zielorientiert und immer voll bei der Sache. Das Potenzial, dereinst bei den Aktiven mehr als nur mitzutun, sei zweifellos vorhanden. «Doch es kommt viel zusammen. Beim Übertritt zu den Aktiven verliert man die meisten Buben», hält Meier fest. Ausbildung, Freizeitaktivitäten aber auch Frauen könnten mit einem Mal höhere Priorität als Schwingen geniessen. Er habe zwar ein gutes Gefühl, was die Schwinger-Laufbahn der beiden Grabserberger angeht. Doch dieses kann, wie die Vergangenheit oft gezeigt hat, täuschen. Der Erfolgshunger des Duos ist ungestillt, die Ambitionen sind gross. Die Grabserberger träumen natürlich vom grossen Coup an einem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest – und erst noch gemeinsam im Schlussgang zu stehen. «Das wäre ein Traum», sagt Eggenberger. «Das fände ich so cool», ergänzt Gasenzer. Und obwohl beiden betonen, dass sie Feinde sind, wenn sie gegeneinander kämpfen, würden sie bei so einem Schlussgang am liebsten stellen «und von der Punktezahl jene sein, die am höchsten sind», sagt Gasenzer. Dies dokumentiert die Freundschaft der beiden. Sie geben sich an den Festen auch Tipps zum Gegner des Anderen. Dass in diesem Sport das Miteinander zentral ist, schätzen sie. Deshalb wollen beide dem Schwingen die Treue halten. Eggenberger sagt:
Schwingen ist an einem Fest so gemütlich und friedlich.
Und Gasenzer hält fest:
Wir haben es lustig, niemand schreit herum, es ist ein friedlicher Sport.