160 Überwinterungen: Den Störchen gefällt es gut im Alpenrheintal | W&O

09.01.2022

160 Überwinterungen: Den Störchen gefällt es gut im Alpenrheintal

Am Samstag hat der Verein Rheintaler Storch in Salez eine Zählung der überwinternden Störche unternommen.

Von Heidy Beyeler
aktualisiert am 28.02.2023
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Aufmerksame Beobachter haben festgestellt, dass immer häufiger Störche im Winter nicht mehr in den Süden ziehen. Am Samstag waren in der Schweiz etliche Ornithologen und Vogelbegeisterte unterwegs, um Störche zu zählen, die im Winter in der Schweiz bleiben. So auch auf dem Gelände der Strafanstalt Saxerriet. Unterwegs waren Andy Wyss, Geschäftsführer des Vereins Rheintaler Storch sowie deren Präsident Benedikt Heeb. Mehrere weitere Ornithologen folgten dem Aufruf von Storch Schweiz und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach zur 6. Weissstorch-Winterzählung. Der Verein Rheintaler Storch war mit dabei und suchten alle Landesteile am Alpenrhein ab (Österreich, Liechtenstein, St. Gallen).

Bei der Metzgerei in Salez fündig geworden

Es war ruhig am Samstagmittag auf dem Gelände der Strafanstalt. Kein Klappern von einem Storch war zu hören. Plötzlich erscheint hoch oben am Himmel ein Storch. Kurz darauf landet er auf einem Horst der Scheune. Andy Wyss holt das Fernglas hervor. Er konnte die Nummer auf dem Ring erkennen. Der Storch mit der Nummer 4990 brütet seit dem Jahr 2008 in der Kolonie des Saxerriets. Es handelt sich bei diesem Vogel demzufolge um ein älteres Individuum.
 Andy Wyss ist mit dem Fernrohr unterwegs, Benedikt Heeb hält dabei Ausschau nach Störchen.
Andy Wyss ist mit dem Fernrohr unterwegs, Benedikt Heeb hält dabei Ausschau nach Störchen.
Bild: Heidy Beyeler
Es scheint, als ob die Störche unterwegs waren, um Nahrung zu finden. Auf dem Rundgang auf dem Gelände der Strafanstalt war jedenfalls keine Störche zu erkennen. «Vielleicht sind sie zum Bodensee geflogen» mutmasste Benedikt Heeb. «Dort halten sie sich häufig auf.» Die Suche im Winter ist schwieriger, da sich die Störche teils auch fernab der Horste aufhalten. Also schauten die beiden Beobachter in der Nähe der Metzgerei in Salez nach. Dort gibt es auf dem Dach einen Kamin, worauf sich ein Horst befindet. Und tatsächlich: Hinter dem Haus stolzierte das Storchenpaar gemütlich auf einer grossen Wiese und stocherten mit ihrem Schnabel in der leicht gefrorenen Erde. Sie liessen sich beim Fotografieren nicht stören. Ursula Goldener, Metzgerei Salez, sagte auf Anfrage, dass das Storchenpaar seit längerer Zeit den Winter hier verbringen und in der Nacht auf ihrem Horst verbringen.

Jungvögel überwintern im Süden

Am späten Abend meldete Andy Wyss die Resultate. «Im St. Galler Rheintal konnte ich heute insgesamt 13 Störche zählen. Darunter Einzeltiere, Paare oder kleine Gruppen. Weitere Funde von anderen Beobachtern kommen hinzu, sodass es auf der Schweizer Seite des Alpenrheintals insgesamt Funde von bis zu 40 überwinternden Störche gab. Mit etwa 120 weiteren Weissstörchen im Vorarlberg und weiteren fünf aus dem Fürstentum Liechtenstein kann von insgesamt mindestens 160 überwinternden Störchen im Alpenrheintal ausgegangen werden – so die ersten Schätzungen.
 Eine Gruppe Störche aus dem Rheintal sucht gemeinsam nach Futter.
Eine Gruppe Störche aus dem Rheintal sucht gemeinsam nach Futter.
Bild: Heidy Beyeler
Dass fast einhellig nur ältere Störche im Winter bei uns bleiben und Jungvögel in den Süden ziehen, begründet Wyss damit, dass diese Vögel noch keinen Horst haben und deshalb auch kein «warmes» Plätzchen haben. Dies müsse allerdings, wie Andy Wyss weiter festhält, noch genauer untersucht werden. Denn oft sind die Individuen bei mildem Wetter direkt in der Umgebung ihrer Horste zu finden, wo sie im Vorjahr gebrütet haben. Möglicherweise hängt die zunehmende Überwinterung auch mit den milderen Wintern zusammen. Ein gutes Beispiel ist die Störchin «Rheini», die anfänglich im Spätsommer nach Marokko flog, den zweiten Winter verbrachte sie südlich von Madrid (Spanien) auf einer Müllhalde. Seither brütet sie in Dornbirn und bleibt das ganze Jahr im Alpenrheintal – eine Tendenz, die sich auch bei anderen Störchen in den letzten Jahren durchgesetzt hat.