Gut sechs Wochen ist es her, dass Rorschach sein Wahrzeichen in einer Feuersbrunst verloren hat. Seit der ersten Stunde laufen die Vorbereitungen für einen Wiederaufbau der historischen Badhütte auf Hochtouren. Doch es gibt viele Fragen: Was muss ersetzt werden – und vor allem, wie teuer wird es?
Bei den Fragen spielen die Betonsäulen, auf der die hundert Jahre alte Badhütte ruhte, eine tragende Rolle. Ein Ingenieurbüro hat deren Statik bereits unter die Lupe genommen. In einem Beitrag in der «Rorschacher Stadtinfo» schreibt Stadtschreiber Richard Falk im Auftrag des Rorschacher Stadtrats: «Das Resultat ist ernüchternd.»
Fundament ist alt und hat Schaden genommen

Die Badhütte steht auf Betonsäulen, die im Seegrund verankert sind. Auf Anfrage sagt Stadtschreiber Richard Falk: «Wir gehen davon aus, dass wir sie ersetzen müssen.» Das Fundament ist so alt wie die Badhütte selbst. Die letzte Inspektion im Jahr 2022 hatte 75 Schadstellen offenbart, die vor einem Jahr instand gesetzt wurden.
Hinzu kommt: Die Betonkonstruktion ist beim Brand ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden. «Die Armierungseisen im Beton sind heiss geworden», sagt der Stadtschreiber. «Das Eisen dehnt sich bei einem Brand aus und verliert an Stabilität, es kommt zu Abplatzungen. Das schwächt die Konstruktion.»
Hinzu kommt, dass die Badhütte nach ihrem Wiederaufbau wohl schwerer sein wird. Das liegt an den strengeren Bauvorschriften. Falk sagt: «Vor hundert Jahren hat man im Übrigen noch nicht auf Erdbebensicherheit geachtet.» Vor diesem Hintergrund werde sich wohl kein Ingenieur finden lassen, der einen sicheren Neubau auf dem alten Fundament garantieren könne.
Ein weiteres Problem: «Die Badhütte ist nur bis zur Unterkante der Bodenplatte bei der Gebäudeversicherung versichert», sagt Falk. Die ungewöhnliche Unterwasserkonstruktion ist schlicht nicht versicherbar. Damit wird der Neubau für die Stadt wohl noch teurer als ohnehin schon. Die Versicherung dürfte der Stadt Rorschach wohl rund 1,8 Millionen für die Badhütte erstatten – den Neuwert des Gebäudes.
Man kann schon jetzt sagen, dass das Geld nicht genügen wird.
Viele Fragen bleiben noch offen
Sechs Wochen nach dem Brand kann der Stadtschreiber nur wenig konkrete Aussagen machen. «Wir warten noch auf die Freigabe des Brandplatzes», sagt Richard Falk. Wenn die Ruine mit Fachleuten begangen werden kann, dürfte klarer werden, welche Kosten auf die Stadt zukommen.
So unsicher wie die Kosten ist auch die Finanzierung. Der Stadtschreiber sagt: «In unserer Investitions- und Finanzplanung sind null Franken für die Badhütte vorgesehen.» Die Planung stammt noch aus der Zeit vor dem Brand. Doch der Stadtrat sei weiterhin überzeugt, die Badhütte wieder aufbauen zu wollen. Falk hofft auf Solidarität in der Region: «Die Badhütte ist ein Gebäude mit regionaler Ausstrahlung.» Und er hofft auf Beiträge der Denkmalpflege, von Stiftungen und auch vom Kanton: «Sie steht im See im Hoheitsrecht des Kantons – nicht auf dem Boden der Stadt.»