Das Duo «Riese und Zwerg» sorgte bei Festen und auf Märkten einst für Furore | W&O

11.02.2023

Das Duo «Riese und Zwerg» sorgte bei Festen und auf Märkten einst für Furore

Vor 125 Jahren wurde der kleinwüchsige Seppli Fässler geboren, der auch in der «Traube» in Buchs auftrat.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 28.02.2023
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Gemeinsam mit seinem riesenhaften Schwager war der Appenzeller Seppli Fässler die vielbestaunte Attraktion auf Jahrmärkten im In- und Ausland. Geboren wurde der kleinwüchsige Appenzeller Anfang Februar 1898. Liebling der Damen und Kinder In einem Inserat vom 26. November 1932 in der Zeitung «Werdenberger Nachrichten» wird der Auftritt des ungleichen Künstlerpaars im Gasthaus Traube in Buchs propagiert. «10'000 Franken zahlt van Albert demjenigen, der ihm an Grösse gleichkommt», hiess es da. Und Seppli wurde als Liebling der Damen und Kinder angepriesen, die ein Eintrittsgeld von 25 beziehungsweise 55 Rappen zu entrichten hatten. Der Innerrhoder Wurzeln aufweisende Seppli Fässler wohnte in Herisau. Als kränkliches Kind litt er unter Epilepsie und blieb im Wachstum zurück. Als er 1917 zur militärischen Musterung aufgeboten wurde, schickte der Aushebungsoffizier den Kleinen lachend zur Mutter zurück und empfahl, tüchtig Biberli, Hung und Schmalz zu essen. Seine Körperlänge soll damals 69 Zentimeter betragen haben.

Vom grössten Mann der Welt entdeckt

Als nach dem Ersten Weltkrieg der aus den Niederlanden stammende, 1897 geborene Riese Jan van Albert Kramer als grösster Mensch der Welt auf dem Herisauer Jahrmarkt gastierte, entdeckte der 269 Zentimeter grosse Mann im Publikum den staunenden Seppli. Schon bald bildeten die beiden ein in halb Europa umherziehendes Künstlerpaar, und zudem heiratete Albert in zweiter Ehe Wilhelmina, die Schwester von Seppli.

Unzählige Wetten gewonnen

Als Duo «Riese und Zwerg» sorgten die beiden auf Märkten, Kilbenen und Volksfesten aller Art für Furore, wobei sich Seppli mit Schuhen ohne Absätze und Albert mit Zylinderhut noch kleiner beziehungsweise grösser machten. Wenn die beiden Marktfahrer von Leuten umringt waren, begann Albert Wetten abzuschliessen und erklärte, dass er Seppli auf dem Handteller zu tragen vermöge. Nach Kommentaren wie «Unmöglich!» oder «Prahlhans!» kassierte er das Wettgeld und bewies seine Aussage. Kritiker beschwerten sich allerdings, dass er sich mit dem Ellbogen am Körper abstütze. Darauf entgegnete Albert barsch:
Kein Mensch hat vom ausgestreckten Arm gesprochen! Wer das behauptet, der lügt!
Damit brachte er Kritiker zum Schweigen, und ohnehin hätte sich niemand handfest zu wehren getraut.

Der Bahnhof war sein Lieblingsort

Später kehrte Albert in die Niederlande zurück, wo er 1976 verstarb. Wieder allein, soll Seppli später noch gewachsen und 105 Zentimeter gross geworden sein. Sein Lieblingsort war nun der belebte Herisauer Bahnhof, wo er nie ohne das typische «Lindauerli» anzutreffen war. Gerne berichtete der leutselige kleine Mann von seiner grossen Zeit mit dem riesenhaften Schwager, und bei solchen Gelegenheiten wurde ihm gerne ein Geldstück oder etwas Süsses in die Hand gedrückt. Als berühmtes Appenzeller Original verstarb Seppli 1966.