Die Löhne in der Region steigen um 3,1 Prozent - die Inflation leider auch um 3 Prozent | W&O

01.12.2022

Die Löhne in der Region steigen um 3,1 Prozent - die Inflation leider auch um 3 Prozent

Der Arbeitgeberverband Sarganserland-Werdenberg hat die Auswertung seiner Mitgliederumfrage veröffentlicht.

Von Armando Bianco
aktualisiert am 28.02.2023
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3,1 Prozent Lohnerhöhung soll es im 2023 im Durchschnitt für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Gebiet des Arbeitgeberverbandes Sarganserland-Werdenberg geben. Das hat die Mitgliederumfrage ergeben, an der sich 48 Unternehmen aus dem Einzugsgebiet beteiligt haben. Diese gute Nachricht wird allerdings von der Tatsache getrübt, dass die Inflationsrate bei geschätzten drei Prozent liegt. Der Reallohnanstieg ist deshalb minim.

Geringerer Lohnanstieg in anderen Branchenverbänden

Ein schwaches Trostpflas­ter: Die übrigen Arbeitnehmenden aller Branchen in der Ostschweiz dürfen im Durchschnitt nur mit 2,3 Prozent Lohnanstieg rechnen, was real einer Lohneinbusse gleichkommt. Lehrstellen können besetzt werden Region Wenig Probleme gibt es bei der Besetzung von Lehrstellen in den Wahlkreisen Werdenberg und Sarganserland. In mehreren Branchen konnten 100 Prozent der Stellen besetzt werden. Im Durchschnitt sind es 91,7 Prozent. Nicht alle Lehrstellen vergeben konnten bisher das Baugewerbe, dort blieben 4,8 Prozent unbesetzt, und das verarbeitende Gewerbe (8,7 Prozent offen). (ab) Das zeigen die Umfragen aller regionalen Arbeitgeberverbände in der Ostschweiz, die heuer erstmals gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer St. Gallen-Appenzell durchgeführt und ausgewertet wurden.

Personalbestand in vielen Unternehmen zu klein

Die Lohnanpassungen werden im Werdenberg und Sarganserland bei acht von zehn Unternehmen über individuelle Lohnanpassungen vollzogen. Generelle Lohnerhöhungen werden nur bei einem Fünftel der Un­ternehmen durchgeführt, hält der Arbeitgeberverband in einer Medienmitteilung fest. Der Personalbestand wird von der grossen Mehrheit (68,1 Prozent) der regionalen Unternehmen aktuell als angemessen angesehen. 32 Prozent beur­teilen den Personalbestand als zu klein bis viel zu klein. Hier unterscheiden sich Werdenberg und Sarganserland deutlich von der gesamten Kernregion Ostschweiz (22,2 Prozent).

Mehrheit der Arbeitgeber gehen von einem Anstieg des Personalbestands aus

Im Einzugsgebiet des hiesigen Arbeitgeberverbandes schätze keines der Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, den Personalbestand als zu gross ein. Die Mehrheit (51,1 Prozent) gehe davon aus, dass der Personalbestand ansteigen wird.   42,6 Prozent der Unternehmen erwarten weder einen Anstieg noch eine Abnahme des Personalbestandes, heisst es in der Mitteilung weiter. 4,3 Prozent der regionalen Unternehmen gehen davon aus, dass ihr Personalbestand 2023 abnehmen wird. Die Vergleichbarkeit zu den Ergebnissen in den Vorjahren ist auf regionaler Basis zwar eingeschränkt, das Fazit zeichnet aber ein recht ähnliches Bild: Die Geschäftslage wird von der Mehrheit der Unternehmen als gut bis sehr gut eingeschätzt. Der Ausblick für 2023 ist nicht überschwänglich, aber eher positiv (siehe Interview unten).

«Die Geschäftslage wird in der regionalen Wirtschaft als gut bis sehr gut eingeschätzt»

 Christian Eggenberger, Sekretär Arbeitgeberverband Sarganserland-Werdenberg.
Christian Eggenberger, Sekretär Arbeitgeberverband Sarganserland-Werdenberg.
Bild: PD
Trotz der steigenden Ener­giepreise und dem Mangel an Arbeitskräften blicken die Un­ternehmen in der Region des Arbeitgeberverbandes Sarganserland-Werdenberg eher positiv in die Zukunft, sagt Verbandssekretär Christian Eggenberger aus Grabs. Bei den Gewinnerwartungen herrscht hingegen etwas Skepsis. Wie geht es der Wirtschaft in der Region auf einen Nenner gebracht? Christian Eggenberger: Die Geschäftslage wird in verschiedenen Messgrössen nach wie vor von der Mehrheit der befragten Unternehmen als gut bis sehr gut eingeschätzt. Einzig die Gewinnerwartungen sind in einigen Unternehmen tiefer, was vor allem auf die Wechselkursentwicklung und die höheren Einkaufspreise zurückzuführen sein dürfte. Wo drückte der Schuh im 2022 am meisten? Der Arbeitskräftemangel bleibt in vielen Unternehmen in der Region des Arbeitgeberver­bandes Sarganserland – Werdenberg das dominierende Thema. Die seit einiger Zeit bestehenden Probleme bei den Lieferketten, Einkaufspreiserhöhungen sowie steigende Energiepreise sind weitere Themen, welche viele Unternehmen beschäftigen dürften. Was erwartet die Wirtschaft von den nächsten zwölf Monaten? Die Erwartungshaltung für dieses Jahr ist leicht positiv: Erstaunlicherweise geht die Mehrheit der hiesigen Unternehmen davon aus, dass sich das Bild in den nächsten Montan nicht wesentlich verändern wird. Wenn doch, dann positiv. Trotz der bereits bekannten Erschwernisse? Ja, trotz Arbeitskräftemangel, Unsicherheit bezüglich Ener­giemangel, den Lieferkettenschwierigkeiten und Unsicherheiten von Seiten Geopolitik. Sind die steigenden Preise ein Thema? Es fällt auf, dass die Skepsis bei den Gewinnerwartungen am grössten ist. Hier schlagen die erwähnten Themen und die bereits bekannten Verteuerungen der Energie zweifellos zu Buche. Sehr schwierige Suche nach Personal Region Die Rekrutierung von neuen Arbeitskräften in der Region gestaltet sich für die Unternehmen «erwartungsgemäss als schwierig bis sehr schwierig», heisst es in den Resultaten der Mitgliederumfrage des Arbeitgeberverbandes im Werdenberg und Sarganserland. Das zeige, dass der Arbeitskräftemangel nach wie vor sehr ausgeprägt ist. Vor allem in der Produktion würden Unternehmen Mühe bekunden, geeignetes Personal für sich zu finden. Die Unternehmen begegnen dem Erschwernis des Arbeitskräftemangels vor allem mit flexiblen Arbeitsmodellen in Form von orts- und zeitunabhängigem Arbeiten. Nur bei 14,3 Prozent der Unternehmen gestaltet sich die Suche nach neuem Personal «normal». 9,5 Prozent suchen aktuell keine neuen Arbeitnehmenden. Deutlich am schwierigsten ist die Personalsuche im Bereich Produktion (27,1 Prozent), gefolgt von Administration, Forschung und Entwicklung, Management, IT. Was machen die Unternehmen gegen den Mangel an Arbeitskräften? Wie die Resultate der Umfrage zeigen, gibt es einen bunten Strauss an Massnahmen und Versuchen, drei davon schwingen jedoch obenaus: flexible Arbeitsmo­delle (zeit- und ortsunabhängig), familienfreundliche Personalpolitik, Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte. Weitere Optionen sind: Bei Teilzeitan­gestellten das Pensum erhöhen, Überzeit anordnen, ältere Ar­beitskräfte länger beschäftigen oder Tätigkeiten ins Ausland zu verlagern. (ab) Gastrobranche: Vier Prozent mehr Lohn Region Vier Prozent mehr Lohn dürfen Angestellte der Gastrobranche im Durchschnitt nächstes Jahr erwarten, wie die Mitgliederumfrage des Arbeitgeberverbandes in den Regionen Werdenberg und Sarganserland zeigt. Die Zahlen der Unternehmen widerspiegeln die erwartete Lohnentwicklung. Über alle Branchen hinweg sind es im Schnitt 3,1 Prozent (siehe Haupttext). Gar keine Lohnerhöhungen sind im Bereich Handel vorgesehen. Die restlichen befragten Branchen: verarbeitendes Gewerbe (3 Prozent), Baugewerbe (2,7 Prozent), übrige Dienstleistungen (2,4 Prozent), Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (2,4 Prozent), wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (2,1 Prozent), Gesundheits- und Sozialwesen (2 Prozent). (ab)