Ein Pizzaoffen anstelle eines Buchs: Neuartige «Bibliothek» eröffnet | W&O

Nesslau 28.06.2024

Ein Pizzaoffen anstelle eines Buchs: Neuartige «Bibliothek» eröffnet

In Nesslau hat die erste «Bibliothek der Dinge» des Toggenburgs eröffnet. Sie soll die Kultur des Teilens fördern und bietet allerlei Spezielles.

Von PD
aktualisiert am 28.06.2024
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Kochfreudige, Kreative und handwerklich Interessierte haben ab sofort eine neue Anlaufstelle:

Die neue «Bibliothek der Dinge» in der Bibliothek Nesslau bietet Gelegenheit, Projekte mit selten gebrauchten Gegenständen wie Schokoladenbrunnen, Brennstab, Laminiergerät, Zuckerwattenmaschine, Pizzaofen oder XXL-Stanzer zu verwirklichen.

Die genannten Dinge und noch viele mehr sind ab sofort in der Bibliothek Nesslau ausleihbar.

Von Hilfsmitteln für die nächste Party bis hin zu Haushaltsgeräten steht eine Auswahl an Gegenständen zur Ausleihe bereit, wie die Bibliothek mitteilt.

Das Sortiment stehe als Prototyp der ersten Bibliothek der Dinge im Toggenburg der gesamten Bevölkerung zur Verfügung.

Man könne die Artikel gegen eine geringe Ausleihgebühr und Aufnahme der Personalien für die Ausleihdauer von zwei Wochen beziehen.

Die Artikelliste soll fortlaufend erweitert werden. Auch Ideen aus der Bevölkerung werden entgegengenommen.

Die Kultur des Teilens wird immer wichtiger

Der Ursprung der Idee entstand im ab 2021 lancierten Projekt der Region Toggenburg «Smart Region Toggenburg».

Im Rahmen eines partizipativen Prozesses wurde das Potenzial der Digitalisierung und der digitalen Kultur im Toggenburg eruiert.

Die Sharing-Economy, die Kultur des Teilens, zeigte sich dabei als wichtige Chance für das Toggenburg. Das Phänomen des Teilens hat einen traditionellen Ursprung, entspricht jedoch auch einem Zukunftstrend.

Das Teilen von Gegenständen ist nicht nur ökologisch und ökonomisch sinnvoll, sondern hat auch einen sozialen Vorteil, da Menschen zusammenkommen, wenn sie die Objekte austauschen.

Anschliessend an die Projektentwicklung der Sharing-Idee von Smart Region fand in Zusammenarbeit mit angehenden Umweltingenieurinnen und -ingenieuren der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZAHW) das Projekt «Nesslau im Wandel» statt, in welchem das Projekt weiter detailliert wurde.

Ziel des Projektvorhabens «Sharing – Toggenburg teilt» ist ein regionales Ausleihsystem von Gegenständen.

Im Anschluss an die Bibliothek der Dinge soll das Gewerbe einbezogen werden, welches bereits Gebrauchsgegenstände wie Werkzeug oder Kleinfahrzeuge ausleiht und damit ebenfalls zur Sharing-Economy beiträgt.

Eine folgende Erweiterung mit privaten Anbietenden sei ebenfalls denkbar, heisst es weiter.

Nesslau als Testlauf im Toggenburg

Martina Dumelin, Projektleiterin Smart Region Toggenburg, und Bibliothekskommissionspräsidentin Trudi Rutz waren sich bei der vorliegenden Projektskizze rasch einig, den Prototypen für die Bibliothek der Dinge nach Nesslau zu holen.

Mit der Bibliothek der Dinge wurde der Startschuss für das Projekt lanciert.

Nesslau wird als erste Bibliothek der Dinge im Toggenburg eine Testphase durchlaufen und ihre Erfahrungen an andere Bibliotheken weitergeben.

Das Projektteam konnte bereits wichtige Erfahrungen von bestehenden Sharingplattformen sowie Bibliotheken mit ähnlichem Angebot in St.Gallen und Steinach abholen.

Die Umfrage mit Bibliotheksnutzenden in Nesslau zeigte, dass Interesse im Toggenburg vorhanden ist. Nicole Wessner, Leiterin der Bibliothek Nesslau, lancierte ein Testangebot, das nun mithilfe eines einfachen Ausleihsystems von allen Interessierten ausprobiert werden kann.

Auch von jenen ohne Bibliotheksabonnement.

Gemeinde übernimmt Bibliothek und Ludothek

Als erste Bibliothek im Obertoggenburg wurde im neu gebauten Oberstufenzentrum am 26. Mai 1973 eine Freihandels- und Schulbibliothek eröffnet. Rund 13 Jahre später, im November 1986, kam die Ludothek Nesslau hinzu.

Die Bibliothek und die Ludothek wurden finanziell und organisatorisch stets unabhängig voneinander geführt, unterstanden aber derselben Trägerschaft. Dies soll sich nun ändern.

Insbesondere personelle, aber auch organisatorische Herausforderungen haben dazu bewogen, die bisherigen Strukturen neu zu überdenken, schreibt die Bibliothek in einer Mitteilung.

Die dafür eingesetzte Arbeitsgruppe unter der Leitung von Trudi Rutz überprüfte mehrere Varianten. Eine Fusion der beiden Betriebe und eine Integration in die Gemeindestruktur kristallisierte sich als beste Lösung heraus.

Der Gemeinderat stimmte dem Antrag zu und wird per 1. Januar 2025 die Führung und den Betrieb der Biblio- und der Ludothek in die Gemeinde integrieren. Die Leitung der beiden Betriebe übernimmt die bisherige Bibliotheksleiterin Nicole Wessner.

Die Trägerschaft, die aus den beiden Kirchgemeinden und der Gemeinde besteht, wird Ende 2024 aufgelöst.