Naturverbundenes Erlebnis: Mit Schneeschuhen ging es hoch auf den Tschugga | W&O

28.01.2022

Naturverbundenes Erlebnis: Mit Schneeschuhen ging es hoch auf den Tschugga

Ein Erlebnisbericht einer besonderen Wintertour im Wartau mit dem WWF Regiobüro Ost und Bergführer Dominik Suntinger.

Von Michael Braun
aktualisiert am 28.02.2023
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Tiefgraue Wolken zieren den Himmel an diesem Samstagmorgen und trüben die Aussicht über das Tal, den man in Oberschan normalerweise geniessen kann. Davon lassen sich Bergführer Dominik Suntinger und Linda Müller vom WWF Regiobüro Ost nichts anmerken. Denn schliesslich sollen 800 Höhenmeter bis zum Gipfel des Tschugga überwunden und danach ein noch längerer Abstieg bis nach Trübbach beschritten werden. Neben magischen Winterlandschaften und einem atemberaubenden Ausblick erwarten die fünf motivierten Teilnehmenden spannende Inputs zum rücksichtsvollen Umgang mit Tieren und der Natur beim Schneeschuhwandern und Tourengehen.
 Mystische Aussicht ins Rheintal und auf das liechtensteinische Triesenberg.
Mystische Aussicht ins Rheintal und auf das liechtensteinische Triesenberg.
Bild: Michael Braun

Respekt vor Wildtieren: Im Korridor durchs Schutzgebiet

Zur obligatorischen Ausrüstung gehört nebst Schneeschuhen und geeigneter Kleidung auch Sondierstange, Lawinenschaufel und Lawinenverschüttetensuchgerät, welches vor dem Aufbruch von Suntinger überprüft wird. Nachdem die ersten Höhenmeter bis in die Nähe des Hotel Alvier mit dem Bergführertaxi überwunden wurden, geht es los in Richtung Gipfel. In ruhigem Takt marschiert der Bergführer voran, durch einen der zwei Korridore, die durch das Wildschutzgebiet oberhalb des Hotel Alvier führen. Die Einhaltung solcher Wildruhezonen und das Benützen von Wegen gehört zu den wichtigsten Regeln für den respektvollen Umgang mit Wildtieren im Winter, erklärt Suntinger, während die Gruppe durch den verschneiten Wald geht.
 Durch eine der zwei Korridore durch das Wildschutzgebiet geht es hoch, über die Baumgrenze.
Durch eine der zwei Korridore durch das Wildschutzgebiet geht es hoch, über die Baumgrenze.
Bild: Michael Braun
Nach einer Pause beim Skihaus Gauschla führt die Route heraus aus dem Wald, über die Baumgrenze, wo sich trotz bedecktem Himmel der ansprechende Ausblick über das Werdenberg und Liechtenstein zeigt.

Spuren im Schnee und wichtige Inputs zur Sicherheit

Immer wieder entdeckt Bergführer Suntinger Spuren im Schnee und erläutert, von welchen Tieren diese stammen. So etwa Spuren eines Iltisses, eines Schneehasen und eines Schneehuhns. In den steileren Lagen gibt der Bergführer immer wieder Inputs zum Thema Lawinen und Sicherheit bei winterlichen Schneeschuh- und Skitouren.
 Gespannt hören die Teilnehmenden Bergführer Dominik Suntinger bei seinen Ausführungen über die Lawinengefahr zu.
Gespannt hören die Teilnehmenden Bergführer Dominik Suntinger bei seinen Ausführungen über die Lawinengefahr zu.
Bild: Michael Braun
Weiter geht es oberhalb der Strasse Richtung Palfries bis zum Grat des Tschugga, von wo aus die Schneeschuhgruppe den Gipfel erreicht. Der Ausblick vom Walensee bis in die Bündner Herrschaft und auf die Liechtensteiner Berge entschädigt allemal für den anstrengenden Aufstieg.

Kräftezehrender Abstieg und faszinierende Eindrücke

Aufgrund des eisigen Windes auf dem Gipfel verschiebt sich die Aufmerksamkeit jedoch bald auf den Abstieg in Richtung des Berggasthauses Gonzen, vorbei am Maziferchopf bis ins Tal nach Trübbach. Der rund 1300 Höhenmeter überwindende Abstieg dürfte wohl der eine oder andere Teilnehmende noch ein paar Tage später gespürt haben, aber auch die faszinierenden Eindrücke werden wohl noch einigen in Erinnerung bleiben.
 Der Abstieg bringt auch einige Tücken mit sich.
Der Abstieg bringt auch einige Tücken mit sich.
Bild: Michael Braun
 

Wildtierfreundlich Schneeschuhlaufen und Skitouren

Beim Schneeschuhlaufen und Skitourengehen bewegt man sich oft in Lebensräumen von heimischen Wildtieren, wie etwa dem Rothirsch, der Gämse, dem Alpensteinbock, dem Schneehasen, dem Alpenschneehuhn, dem Birkhuhn oder dem Auerhuhn. Für sie ist der Winter die härteste Jahreszeit. Nahrung ist spärlich vorhanden und die Energiereserven der Tiere sind knapp.

Die Fortbewegung in hohem Schnee kostet dabei viel Energie, vor allem wenn sie fliehen müssen. Dies gleichen sie aus, indem sie Knospen, Rinde und Zweige von jungen Bäumen abfressen, was zu Verbissschäden führen kann. In drastischen Fällen können häufige Störungen auch zum Tod durch Erschöpfung oder geringerem Fortpflanzungserfolg führen.

 Auf dem Gipfel des Tschugga sieht man trotz mässigem Wetter bis über den Walensee.
Auf dem Gipfel des Tschugga sieht man trotz mässigem Wetter bis über den Walensee.
Bild: Michael Braun

Im Wald auf Wegen und bezeichneten Routen bewegen

Wie Bergführer Dominik Suntinger und Linda Müller vom WWF Regiobüro Ost während der Schneeschuhtour auf den Tschugga oft erwähnten, ist es daher wichtig sich an einige Regeln im Umgang mit der Natur zu halten. Dabei verwies Müller auf vier Grundregeln, des Vereins «Natur und Freizeit».

Eine besonders wichtige Regel ist es, sich im Wald auf Wegen und bezeichneten Routen zu bewegen, sagt Suntinger. Dadurch können sich Wildtiere an den Menschen gewöhnen. Eine damit zusammenhängende Regel, nämlich Wildruhezonen und Wildschutzgebiete zu beachten, bietet den Wildtieren Rückzugsgebiete.

Ausserdem sollten Waldränder und schneefreie Flächen möglichst gemieden werden, da dies die Lieblingsplätze der Tiere sind. Hunde sollten, insbesondere im Wald, an der Leine geführt werden, da Wildtiere vor frei laufenden Hunden flüchten.

Trichterprinzip regelt Raumanspruch

Eine weitere wichtige Grundlage für ein möglichst wildtierfreundliches Naturerlebnis ist das sogenannte Trichterprinzip des Vereins «Natur und Freizeit». Demnach halten sich Wildtiere im Winter dort auf, wo sie Nahrung finden. Oberhalb der Baumgrenze leben daher im Winter nur wenige Tiere, im Wald und an den Waldrändern herrschen dabei für viele Tiere im Winter bessere Lebensbedingungen.

 Je näher man sich dem Wald nähert, desto kleiner sollte der Raumanspruch werden, wie bei einem Trichter. Grafik: Verein Natur und Freizeit
Je näher man sich dem Wald nähert, desto kleiner sollte der Raumanspruch werden, wie bei einem Trichter. Grafik: Verein Natur und Freizeit

Je näher man sich also dem Wald nähert, desto kleiner sollte daher der Raumanspruch werden – wie bei einem Trichter. Sollte es dennoch zu Begegnungen mit Wildtieren kommen, sollte man diese aus der Distanz beobachten und ihnen genügend Zeit lassen, sich in Ruhe zu entfernen.