Qualität und Menge stimmt: Gute Traubenernte dank sonnigem Sommer und goldenem Herbst | W&O

25.11.2022

Qualität und Menge stimmt: Gute Traubenernte dank sonnigem Sommer und goldenem Herbst

Die diesjährige Traubenqualität erfreut die Winzerinnen und Winzer. Die Erntemenge liegt leicht über dem Zehnjahresdurchschnitt.

Von PD/CH
aktualisiert am 28.02.2023
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Ein sonnenverwöhnter Sommer und ein goldener Herbst waren die Zutaten für das hervorragende Weinjahr 2022. Dies schreibt Markus Hardegger, Leiter der Fachstelle Weinbau des Kantons St. Gallen, im Weinlesebericht. Die Qualität der weissen Hauptsorte Müller-Thurgau (Riesling-Silvaner) liege bei sehr guten 78° Oechsle. «Die rote Hauptsorte, die Blauburgunder, erreichte wunderbare 94° Oechsle», so Hardegger. Die Menge liegt leicht über dem Zehnjahresdurchschnitt. Spezialitäten-Rebsorten wie Chardonnay, Sauvignon blanc, Merlot oder Diolinoir konnten in optimaler Qualität geerntet werden.

Das Rebjahr begann mit einem trockenen Frühling

Der vergangene Winter brachte im Flachland ziemlich wenig Schnee. Den ganzen Winter über sind keine richtigen Kältewellen aufgetreten. Nach einem äusserst trockenen März kehrte anfangs April der Winter nochmals für kurze Zeit zurück. Zum Glück verharrten die Triebspitzen noch in der schützenden Knospe. Der Austrieb folgte um Mitte April bei angenehm warmen Frühlingswetter. Anfang Mai zeigte sich, dass in frühen Reblagen und bei empfindlichen Sorten doch leichte Frostschäden in Kauf genommen werden müssen. Markus Hardegger:
Der Wonnemonat Mai brachte viel Sonne und jeweils rechtzeitig den notwendigen Regen. Alles in allem ein gelungener Start in das neue Weinjahr.
 Markus Hardegger, Leiter Fachstelle Weinbau.
Markus Hardegger, Leiter Fachstelle Weinbau.

Vegetationsvorsprung und frühe Blühet

Aufgrund der optimalen Wasserversorgung wuchsen die Reben kräftig. Ende Mai betrug der Vegetationsvorsprung rund zwei Wochen. Ungewöhnlich früh konnten erste Blüten beobachtet werden. Das regnerische Wetter anfangs Juni zog den Blühet etwas in die Länge. Die teils kräftigen Gewitter brachten immer wieder Regen und an Pfingsten in Thal auch Hagel mit teils gravierenden Schäden. In allen anderen St. Galler Weinbaugemeinden hagelte es während des ganzen Sommers kaum. Markus Hardegger beschreibt die Arbeiten der Rebleute so:
Über die Sommermonate waren unsere Winzer und Winzerinnen mit den anstehenden Laubarbeiten stark gefordert. Kaum sind Triebe eingeschlauft worden, musste aufgrund des enormen Wachstums bereits wieder von vorne damit begonnen werden.

Die sehr frühe Weinlese begann Ende August

Nach der Wachstumsphase folgt die Reifephase. Erste Oechslemessungen um Mitte August bestätigten, dass mit einer sehr frühen Weinlese gerechnet werden darf. «Das aussergewöhnlich sonnige und warme Spätsommerwetter war buchstäblich Gold wert und deutete auf einen vielversprechenden Jahrgang hin», so Hardegger. Jeder Winzer und jede Winzerin wisse aber, dass erst nach der Weinlese abgerechnet wird.
 Die Weinlese bedeutet viel Handarbeit.
Die Weinlese bedeutet viel Handarbeit.
Bild: Corinne Hanselmann
Die ersten reifen Trauben der Sorte Müller-Thurgau (Riesling-Silvaner) wurden am 30. August in Walenstadt gelesen – genau drei Wochen früher als im Vorjahr. Die Hauptlese des Riesling-Silvaners fand zwischen dem 5. und 15. September statt. Hardegger:
Die zufriedenen Gesichter der Winzer zeigten, dass die Erntemenge und die Traubenqualität erfreulich ausfielen.
Das Kantonsmittel beträgt beim Müller-Thurgau (Riesling-Silvaner) gute 78° Oechsle, in der Gemeinde Wartau 68,6, in der Gemeinde Sennwald 75. Die Erntemenge liegt bei 135'000 kg. Im Durchschnitt sind pro Quadratmeter knapp 670 Gramm Trauben gelesen worden. Das ist in etwa die gleiche Menge wie 2018. Der diesjährige Ertrag der Sorte Müller-Thurgau liegt 75 Prozent über der letztjährigen, äusserst kleinen Ernte. Die Erntemenge entspricht ziemlich genau dem Zehnjahresdurchschnitt.

Eine qualitativ sehr gute Blauburgunder-Ernte

Die Ernte der roten Sorte Blauburgunder erstreckte sich von anfangs September bis zum 22. Oktober. Dank des goldenen Oktobers konnten die gesunden Trauben vielerorts noch bis nach Mitte Oktober ausreifen. Die amtliche Weinlesekontrolle hat beim Blauburgunder im Durchschnitt sehr gute 94° Oechslegrade gemessen. «Daraus lässt sich ein aromatischer und kräftiger Pinot Noir keltern», weiss Markus Hardegger. Die geerntete Menge der wichtigsten roten Traubensorte liegt bei 560'000 Kilogramm (rund 500 Gramm pro Quadratmeter). Die diesjährige Blauburgunderernte liegt rund 10 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt. Einschätzung des Jahrgangs Markus Hardegger, der Ende November nach 33 Jahren als Leiter der Fachstelle Weinbau in Pension geht, schätzt den Weinjahrgang 2022 folgendermassen ein: «Dank der sehr frühen Weinlese und der Experimentierfreudigkeit der St. Galler Weinmacher sind bereits die ersten jungen Weissweine des Jahrgangs 2022 auf dem Markt.» Es sei damit zu rechnen, dass im zeitigen Frühjahr grössere Mengen Weissweine auf dem Markt erhältlich sind. Diese fruchtbetonten und frischen Weissweine seien momentan sehr begehrt, weiss Hardegger. «In den rund fünfundzwanzig St. Galler Kellereien entwickeln sich aber auch die Rotweine sehr schön. Es ist aufgrund des goldenen Herbstes nicht verwunderlich, dass auch diese bereits im Fass wunderschöne Aromen zeigen. Die ersten Rotweine des Jahrgangs 2022 werden im Frühjahr abgefüllt. Die Konsumenten dürfen sich auf fruchtige und ausbalancierte Weine freuen.»  

Spezialitäten und Piwi-Sorten im Aufschwung

Im Kanton St. Gallen werden heute neben den beiden Hauptsorten rund dreissig weitere Rebsorten angebaut. Dieser Anteil an roten und weissen Spezialitäten nimmt von Jahr zu Jahr zu. Auch der Anbau von krankheitstoleranten Rebsorten, sogenannte Piwi-Sorten, nimmt zu. Diese recht robusten Sorten benötigen ebenfalls Pflanzenschutz, müssen aber weniger oft behandelt werden. In den vergangenen Jahren konnten sich unter anderem die Sorten Johanniter, Cabernet Jura und Divico einen Namen machen. Diese werden auch im Werdenberg angebaut.