Schikanen für queere Community beseitigen: Zwei Politisierende aus der Region setzen sich ein | W&O

19.01.2022

Schikanen für queere Community beseitigen: Zwei Politisierende aus der Region setzen sich ein

Katrin Schulthess (SP, Grabs) und Josef Gähwiler (SP, Buchs) macht die Situation von Menschen der Gruppe LGBTQIA+ Sorgen. Mit einem politischen Vorstoss gelangen sie deshalb an die Kantonsregierung.

Von armando.bianco
aktualisiert am 28.02.2023
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Kantonsrätin Katrin Schulthess (SP, Grabs) und die Kantonsräte Josef Gähwiler (SP, Buchs) und Andreas Bisig (GLP, Rapperswil-Jona) halten einer Interpellation zuhanden der Kantonsregierung fest, dass die gesamte LGBTQIA+-Community in der Schweiz mit Schikanen, Beschimpfungen und Aggressionen konfrontiert sei. Vor allem für Jugendliche, aber auch für Erwachsene jeden Alters stelle die Diskriminierung ein grosses Hindernis dar, sich anzunehmen und damit ein ganzheitlich selbstbestimmtes Leben zu führen, heisst es in dem politischen Vorstoss. Die drei Politisierenden sind der Meinung, dass ein niederschwelliges, regional auf den Kanton verteiltes Angebot an Anlaufstellen eine wichtige Hilfeleistung für die Betroffenen wäre. In diesem Zusammenhang wird auch darauf hingewiesen, dass sicher der Bündner Verein Sozialwerk LGBTQ auch in Buchs engagiert, unterstützt wird diese vom Kanton Graubünden und der Stadt Chur.

Ein kritischer Punkt in einer fragilen Phase

Die Regierung betont in ihrer Antwort, dass sie sich der Schwierigkeiten bewusst sei, mit denen Menschen dieser Community konfrontiert sind. Man sei bestrebt, die Beseitigung jeglicher Form der Diskriminierung voranzutreiben. Das Feld der Diskriminierungen ist aus Sicht der St. Galler Regierung weit zu fassen. So gelte es zu beachten, dass das Bewusstwerden einer von der Norm abweichenden sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität insbesondere für Jugendliche meist Verunsicherung und ungute Gefühle auslöse. «Die Mitteilung ihres Empfindens an ihr Umfeld ist für viele eine immense Herausforderung und kritischer Punkt in der ohne fragilen Phase der Identitätsentwicklung», hält die Regierung in ihrer Antwort auf die Interpellation fest. Für den Kanton stellt sich auch die Frage, inwieweit in den verschiedenen Bereichen des staatlichen Handelns den Bedürfnissen von Personen aus der Community ausreichend Rechnung getragen wird. Geplant sei die Entwicklung eines Workshop-Moduls, mit dem innerhalb der Verwaltung praxisbezogen und gezielt die Sensibilisierung für Bedürfnisse gefördert werden soll.

Sensibilisierung vor Ort in den Gemeinden

Der Verein Aids-Hilfe St. Gallen-Appenzell ist Träger der professionell geführten Fachstelle für Aids- und Sexualfragen und wird durch den Kanton mit Staatsbeiträgen unterstützt. Die Regierung hält es für denkbar, dass der Name der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen für einige Personen eine Hemmschwelle darstellt. Eine Umbenennung sei eine mögliche Massnahme, um diese abzubauen.
 Mit Aggression und Ausgrenzung konfrontiert: Die Community LGBTQAI+ ist in der Politik derzeit ein Thema.
Mit Aggression und Ausgrenzung konfrontiert: Die Community LGBTQAI+ ist in der Politik derzeit ein Thema.
Bild: Daniel Irungu/Keystone
Unabhängig davon werde die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen im Kanton als wichtige Anlauf- und Informationsstelle auch im Themenbereich LGBTQIA+ wahrgenommen. Die Regierung hält weiter fest, dass auch die Beratungsstelle für Familienplanung, Schwangerschaft und Sexualität bietet im Kanton St. Gallen Beratungen unter anderem im Bereich der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt anbiete. Wichtig erscheint der Regierung die Sensibilisierung von Fachpersonen und Entscheidungstragenden vor Ort, in den Regionen und Gemeinden, damit queere Kinder und Jugendliche begleitet und unterstützt sowie ihnen Begegnungsorte und Möglichkeiten zur Verfügung gestellt werden können. Ebenso bearbeitet der Dachverband Offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz das Thema und es existiert eine Fachgruppe «Queer», die auch Kinder- und Jugendarbeitenden aus dem Kanton St. Gallen offensteht.

Regionale Treffs als Vorschlag der Regierung

Um die spezifischen Bedürfnisse von LGBTQIA+-Jugendlichen künftig im Rahmen eines besonderen Angebots besser abdecken zu können, plant das kantonale Amt für Soziales für das Jahr 2023 ein Pilotprojekt zur Förderung niederschwelliger, regionaler Treffangebote. Ein- bis zweimal monatlich soll in einer ausgewählten Region ein offener Treff in einem sicheren bzw. vertrauensvollen Rahmen angeboten werden. Nach Möglichkeit soll dieser Treff in Zusammenarbeit mit der kommunalen Kinder- und Jugendarbeit betreut werden, hält die Kantonsregierung fest.