«Fleisch aus der Region ist gefragter denn je», Ausgabe vom 28. November
Die Idee, einen neuen Schlachthof in unserer Region zu bauen, wirft nicht nur ethische und ökologische Fragen auf, sondern ignoriert auch die klaren gesellschaftlichen Entwicklungen. Pflanzliche Alternativen gewinnen zunehmend an Beliebtheit. Es ist uns allen bekannt, dass die Umstellung von tierbasierter Landwirtschaft auf pflanzlichen Anbau immense Vorteile mit sich bringt: weniger Treibhausgasemissionen, geringerer Ressourcenverbrauch und eine höhere Effizienz in der Nahrungsmittelproduktion. Flächen, die bisher für die Haltung von Nutztieren oder den Anbau von Futtermitteln genutzt werden, könnten für den Anbau von Gemüse und Hülsenfrüchten genutzt werden. Diese Umstellung wäre nicht nur klimafreundlicher, sondern auch ethischer – Nutztiere müssten nicht länger unter teils widrigen Bedingungen gehalten und geschlachtet werden.
Einige Aussagen der Arbeitsgruppe für den Schlachthofbau werfen zusätzliche Fragen auf. Die Bemerkung, Metzger sei ein interessanter Beruf für «Bauernbuben», ist nicht nur unangemessen, sondern degradiert die Arbeit vieler Familien, die in der Landwirtschaft tätig sind. Eine Empfehlung für einen Beruf, den kaum noch jemand ausüben möchte, zeugt von mangelndem Weitblick. Unsere Landwirtschaft hat das Potenzial, eine zentrale Rolle in der dringend notwendigen Transformation hin zu einer bio-veganen Landwirtschaft zu spielen. Die Arbeitsgruppe wäre daher besser beraten, eine Zukunftsvision zu entwickeln, die sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich tragfähig ist.
Die Aussage, dass «94 Prozent der Menschen gerne Fleisch essen würden», ist ebenfalls unpräzise. Viele Menschen essen Fleisch nicht aus Überzeugung, sondern aus Gewohnheit oder aufgrund fehlender Alternativen. Immer mehr Menschen sind bereit, ihren Fleischkonsum zu reduzieren oder auf pflanzliche Alternativen umzusteigen, wenn diese zugänglich und attraktiv gemacht werden. Diese Bereitschaft steigt im übrigen, sobald den Menschen Bilder oder Filmmaterial aus Schlachthöfen gezeigt wird. Der Erfolg pflanzlicher Produkte im Einzelhandel und in der Gastronomie belegt, dass die Bereitschaft zur Veränderung da ist – es fehlt oft nur an Aufklärung und Unterstützung.
Besonders stossend ist die Wahl des Veranstaltungsortes: Ein Kirchgemeindehaus, ein Ort, an dem gewaltfreie Werte und ethische Prinzipien im Vordergrund stehen sollten. Der Bau eines neuen Schlachthofes steht im Widerspruch zu diesen Werten. Im Übrigen sei der Film «Christspiracy» empfohlen, der eindrucksvoll verdeutlicht, dass eine pflanzenbasierte Lebensweise christliche Werte wie Mitgefühl und Frieden widerspiegeln, während das Töten von Tieren diesen widerspricht.
Die Region hat die Chance, eine Vorreiterrolle zu übernehmen – nicht durch den Bau eines Schlachthofes, sondern durch den Einsatz für eine nachhaltige, pflanzenbasierte Landwirtschaft. Eine bio-vegane Ausrichtung wäre zukunftsweisend für den Erhalt unserer landwirtschaftlichen Betriebe und der lokalen Wirtschaft.
Iris Barich, Erlen 4, 9473 Gam